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192 persönliche Erinnerungen gefunden

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PERSÖNLICHE ERINNERUNG:
  • AutorIn: Johann Zauner
  • Geburtsdatum: 4.11.1929
  • Wohnort: Ennsdorf, Niederösterreich
  • Land: Österreich

Schreibende Hand mit Schriftzug DIE DIGITALE BIBLIOTHEK

Johann Zauner

Linzbrücke nichts - Ennsbrücke ist wichtig! (10) / ca. 1955

Die Trennung warf Probleme auf

Insgesamt muss man sagen, dass die Trennung von Ennsdorf und Enns durch die Demarkationslinie ein großes Problem war, denn wir waren als Vorort von Enns immer schon nach Enns hin orientiert gewesen: Unsere Kirche stand dort, unser Friedhof, die Leute gingen dorthin einkaufen und zur Schule. 1938 wurden unsere Musikkapellen zusammengelegt, als der damalige Ennsdorfer Kapellmeister starb.

Die Besatzungszeit endete ja erst im Staatsvertragsjahr 1955, denn auch nachdem die Zonenkontrolle aufgehoben war, blieben noch sowjetische Truppen in Ennsdorf. Durch den Staatsvertrag ausgelöst wurde auch festgelegt, dass der letzte Besatzungssoldat Österreich bis zum 26. Oktober verlassen müsse. Nachdem Ennsdorf doch an der Peripherie lag, haben sie hier das letzte Objekt am 22. August 1955 der Gemeinde zurückgegeben mit dem Hinweis, dass alles sauber wäre und sie uns nichts schuldeten. Ich habe das halt unterschrieben, damit uns die Soldaten endlich verließen.

Bekenntnis zu Österreich

Wenn ich heute daran zurückdenke, was für mich das Dritte Reich bedeutete und was mir Österreich bedeutet, so kann ich folgendes dazu erzählen: Mein Vater musste, weil er Jahrgang 1897 war, in die Wehrmacht einrücken und unsere kleine Landwirtschaft verlassen.

Meine Mutter, die nun alleine die Feldarbeit verrichten musste, suchte daher um einen Bezugsschein für Arbeitsschuhe an. Der Bürgermeister erklärte aber nur: "Liebe Frau Zauner, dein Mann ist eingerückt, der braucht jetzt seine Schuhe eh nicht. Ziehe seine Schuhe an, denn wir müssen für den großen Sieg sparen." Meine Mutter kam wutentbrannt heim, schmiss das Hitlerbild auf den Boden und verbrannte es dann. Auch ich war der ganzen Sache gegenüber immer skeptisch eingestellt und fühlte mich eigentlich nie als Deutscher.

Daher hatte Österreich als Staat und als Heimat immer eine große Bedeutung für mich, und ich bin heute noch sehr stolz auf mein Heimatland. Wie schwer war es, nach 1945 den Aufbau zu vollziehen, und deshalb fühle ich mich in der 2. Republik auch sehr wohl und glücklich. Die Österreicher sind zwar Raunzer und Nörgler, aber schlussendlich stehen sie doch zu ihrer Heimat. Ich jedenfalls stehe Österreich positiv gegenüber.

Dieser Beitrag ist den Nachkriegserinnerungen von Johann Zauner entnommen, die uns von unserem Kooperationspartner Dietmar Heck zugänglich gemacht wurden.

Johann Zauner war ab 1945 zunächst als Gemeindebediensteter in Ennsdorf tätig, von 1960-1998 war er durchgehend Bürgermeister von Ennsdorf.

Johann Zauner für WGMSG, 26.6.2006

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