21.3.1926
Daß man zum Schulanfang ein neues Kleid bekommt, ist selbstverständlich, aber auch zum neuen Schuljahr ist es üblich, und wenn eine geplagte Mutter vielleicht gar mehrere Kinder für diesen Zweck auszurüsten hat, so muß sie, um nicht eine zu große Ausgabe damit zu verbinden, schon selbst zu Nadel und Schere greifen und aus preiswert erstandenen Stoffen Kleidchen, Anzüge und einfache Mäntel herstellen.
Bei der großen Mode der zweiteiligen Jumperkleider für Groß und Klein ist das Schulkleid für die Tochter sehr einfach zu arbeiten. Man braucht nur ein gerades Stück Stoff in Falten zu legen und zu plätten, oder auch plissieren zu lassen - Plissees in festem Wollstoff halten übrigens ausgezeichnet -, an ein Futterleibchen zu setzen und dazu einen ebenfalls ziemlich gerade geschnittenen Jumper, mit kleinen angeschnittenen oder langen angesetzten Aermeln, zu arbeiten. Den Ausschnitt schmückt ein kleines Krägelchen aus Lingerie oder, wenn Rock und Jumper aus verschiedenem Material gearbeitet sind, aus dem Stoff des Rockes.
Den kurzen Jumper arbeitet man auf den Hüften anliegend und den längeren, der auch noch viel getragen wird, hält man um die Hüften mit einem Gürtel zusammen.
Schwerer ist es schon, die Garderobe für den Jungen, der in die Schule soll, herzustellen. Am praktischsten sind immer Jakettanzüge mit Kniehosen, auswechselbaren weißen Kragen und möglichst vielen großen Taschen. Die Hosen faßt man am Knie oft in einen Gummizug; hübscher aber ist es, wenn man sie mit Abnäher arbeitet und sie mit einem Schnallenbündchen unter dem Knie zusammenfaßt.
Der Mantel hat am besten die von den Schultern ab lose fallende Form, entweder mit eingesetzten oder mit Raglanärmeln gearbeitet. Das englische Revers ist obligatorisch, dagegen kann der Knopfschluß einreihig oder zweireihig, mit zwei, vier oder sechs Knöpfen gearbeitet werden. Auch die Schirmmütze, aus dem Mantelstoff gearbeitet, ist leicht herzustellen, wenn man die Kopfform aus einzelnen Teilen zusammensetzt.
Am meisten Freude machen die Kleidchen, die man für die Kleinen und Kleinsten arbeitet. Hier kann man die Phantasie freier walten lassen, nur darf man sich von ihrer reizenden Niedlichkeit nicht verleiten lassen, sie wie die Puppen anzukleiden und zu putzen. Denn sie sitzen ja nicht wie diese bewegungslos im Stühlchen, sondern tollen und purzeln durcheinander und brauchen deshalb Kleidchen, die allem gewachsen sind.
Die Spielkittelchen, die mit winzigen Aermelchen und sehr kurz über ebenfalls kurzen Leibchenhöschen sitzen, lassen sich mit bunten Borten, Hohlsäumen oder ein wenig Stickerei immer neu variieren. Wenn man so einen kleinen Kittelanzug aus hellfarbenem Crepe de chine oder Waschseide herstellt, statt aus Leinen und Baumwolle und die Hohlsäumchen ein wenig feiner ausführt, hat man den niedlichsten Festanzug für einen drei- bis vierjährigen Jungen, den man sich denken kann.
Kleine Mädchen tragen dieselben Kittelchen, nur etwas länger, zum Spielen, aber auch mit Unterziehhöschen aus dem gleichen Stoff, die dann aber über dem Knie zusammen genommen werden.
Zu den illustrierten Modellen, von links nach rechts:
Ullstein-Schnittmuster zu obigen Modellen und zu weiteren 2000 Modellen: 1. Bezirk, Rosenbursenstraße 5, 6. Bezirk, Mariahilferstraße 31.
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