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HISTORISCHER ZEITUNGSARTIKEL:
Neues Österreich

11.7.1945

Historisches Logo der Zeitung »Neues Österreich«

60 Millionen Briefmarken täglich

Eine Wiener Aquarellistenmappe in Vorbereitung

Der Neuaufbau unseres Staatswesens macht die Herausgabe einer großen Anzahl von neuen Formularen, Drucksorten, Meldungs- und Gesetzblättern, Dienstvorschriften, Verlautbarungen und schließlich von neuen Banknoten und Briefmarken notwendig. Kann man sich überhaupt vorstellen, wieviel Arbeit das für die Staatsdruckerei bedeutet?

Die Arbeit in Schwung zu bringen, war nicht leicht, denn auch dieses Institut hatte unter den Kriegseinwirkungen gelitten. Schon kurz nach Beendigung der Kampfhandlungen wurde mit den Aufräumungsarbeiten begonnen. Das Gebäude auf dem Rennweg hatte acht schwere Sprengbombeneinschäge und mehrere Brandbombentreffer erhalten, die einen guten Teil der oberen Stockwerke vernichteten und den Südteil des Gebäudes erheblich beschädigten. Es wurde ein Sofortprogramm aufgestellt, dessen erste Arbeitsstufe, die Abmauerung der Schadensstellen, bereits in die Tat umgesetzt ist.

Dann ging man an die Wiederinstandsetzung der Maschinen. Die Staatsdruckerei verfügt ja über eine große Anzahl von wertvollsten und heute unersetzlichen Spezialmaschinen, die heil geblieben sind. Wohl sind einige Maschinen total zerstört worden; diese Schäden sind aber aus den Maschinenbeständen zu ersetzen. Es mutet fast wie ein Wunder an, daß die Nazi nicht noch im letzten Augenblick die wertvollen Maschinen zerlegt und die Bestandteile verschleppt haben. Sie hatten allerdings den Plan, das Gebäude samt seiner Einrichtung in die Luft zu sprengen, was aber auch durch das rechtzeitige Heranrücken der Befreiungsarmee und der damit verbundenen Flucht des technischen Leiters, des Blutordenträgers Güttler, verhindert worden ist. Leider war es den Nazi möglich, die überaus kostbare Sammlung aller Bände der "Wiener Zeitung", die vom Jahre 1703 bis 1940 in ununterbrochener Folge erschienen ist und daher zu den ältesten deutschen Zeitungen zählte, nach Deutschland abzutransportieren, wo sie heute als verschollen gelten muß.

Heute machen alle Räume wieder einen netten und sauberen Eindruck und es herrscht reges Leben.

Neue österreichische Briefmarken

Die Staatsdruckerei hat in den letzten Tagen eine Glanzleistung vollbracht: von den neuen österreichischen Briefmarken, für die ursprünglich eine Herstellungszeit von vier Wochen vorgesehen war, mußten die Hauptwerte in vier tagen fertiggestellt sein, was täglich eine Arbeitsleistung von 60 Millionen Briefmarken bedeutete. Die niederen und mittleren Werte werden in Buch- und Offsetdruck, die höchsten Werte im Tiefdruck hergestellt.

Die neuen Schillingnoten

Daneben werden Millionenauflagen von Drucksorten aller Art erzeugt: Erlagscheine, Postanweisungen, Begleitadressen, Polizeiformulare, Meldezettel, Bahnpläne und das neue Telephonbuch.

Eine Anzahl von Spezialarbeitern ist bereits zurückgekehrt, so daß auch die Kunstdruckarbeiten wieder aufgenommen werden können., die der österreichischen Staatsdruckerei einst einen besonderen Ruf in der Welt verschafft hatten. Man denke nur an die wundervollen Reproduktionen der "Schwarzen Bibel" oder der Waldmüller- und Klimt-Bilder! Nun wird an der Fertigstellung der schon lange erwarteten Wiener Aquarellistenmappe gearbeitet.

Bei einem Rundgang sieht man riesige Kameras, große Tiefdruckmaschinen und komplizierte Einrichtungen für den Kupferstich und Lichtdruck, die tadellos betriebsfähig sind. Schwierigkeiten bereitet die Beschaffung der Farben und Spezialpräparate. Zum Teil mußte man auf einfachere Verfahren zurückgreifen oder man verwendet als Ersatz Eiweißpräparate. Um das nötige Eiweiß zu bekommen, müssen Fahrten aufs Land veranstaltet werden, von denen die Arbeiter den größten Nutzen haben - denn die nichtverwendbaren Eidotter wandern in die Werkküche!

Historischer Zeitungsartikel: Neues Österreich, 11.7.1945

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