16.8.1939
"Die Angeklagte ist an sich selbst gescheitert," sagte der Verteidiger. In den Zeugnissen wurde ihr, die im kaufmännischen Beruf tätig war, bestätigt, daß sie gründlich und ehrlich sei, eine hervorragende Auffassungsgabe besitze und ein Muster der Pünktlichkeit darstelle. Aber sie lebte als "modernes Mädchen". Sie kleidete sich, wie die Verhandlung vor dem Schöffengericht gegen die Fünfundzwanzigjährige ergab, extravagant, beanspruchte wöchentlich mehrfach den Frisör, spielte Tennis, lief Schi, war im Theater abonniert, reiste zu den Olympiaden in Garmisch und Berlin, machte Reisen nach der Ostmark, Italien und Frankreich und gab ihre einträgliche Position auf in der Erwartung, einer glücklichen Ehe entgegenzugehen.
Das Verlöbnis wurde gelöst, als sich ergeben hatte, daß sie seit 1935 an ihrer Stelle 8000 RM. veruntreut hatte und daß sie zur Verdeckung ihrer Machenschaften Postschecks vernichtete. Die Gelder hatte sie verbraucht, um dem Manne ihrer Wahl zu gefallen, von dem sie heute ein Kind unter dem Herzen trägt. Das Gericht verurteilte die Angeklagte wegen Unterschlagung, Betruges, Untreue und Urkundenfälschung zu sieben Monaten Gefängnis und 200 RM. Geldstrafe unter Anrechnung der Untersuchungshaft.
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