24.3.1927
In den siebenhundert Kinos, die Oesterreich besitzt - eine sehr große Zahl, wenn wir bedenken, daß die viel reichere Tschechoslowakei zum Beispiel nur vierhundert hat -, werden jetzt fast nur noch ausländische Filme gespielt. Bei uns werden nur die sogenannten "Kontingentfilme" gemacht. Es gibt nämlich ein Gesetz, nach dem fremde Filme nur in einem gewissen Verhältnis zu eigenen Werken eingeführt werden dürfen. Nach zwanzig eingeführten fremden Films muß immer ein österreichischer von mindestens siebenhundert Metern hergestellt werden... Die Kunstwerke der Leinwand werden nämlich nach dem Meter gemessen. Ein Stück, das in einer Vorführung gezeigt wird, ist ungefähr zweitausend Meter lang.
Die Verpflichtung, nach zwanzig solchen fremden Stücken, je eines von siebenhundert Meter in Oesterreich herzustellen, hilft daher unserer Filmerzeugung nicht besonders. Meistens werden Teile von deutschen Filmen, die in Wien spielen, mit den hergereisten Hauptdarstellern hier "gedreht". Dieser "Dreh" wird geduldet, trotzdem Wien und Österreich wegen ihrer geschichtlich und landschaftlich bedeutenden Umgebungen, besonders aber wegen der geringen Löhne besonders geeignet wären, um hier Kinoaufnahmen mit Massenszenen herzustellen. Es werden aber nur diese spärlichen "Kontingentfilme" gemacht, und so gibt's jetzt bei uns sehr wenig Kinoschauspieler.
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