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HISTORISCHER ZEITUNGSARTIKEL:
Wiener Allgemeine Zeitung

21.12.1918

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Vorblick auf Weihnachten.

In diesen Tagen denkt man bereits gerne an das schönste Fest des Jahres, die Weihnachten. Erinnern wir uns noch an die letztjährigen Tage dieses Festes, die noch von Schlachtenlärm umwittert waren, aber wie immer unter der Stimmung der Feiertagsseligkeit die Hoffnung auf den kommenden Frieden nährten, so müssen wir heute, da bereits die Waffen ruhen, eingestehen, daß wir uns den endlichen Frieden doch anders vorgestellt und an ein Weihnachten des Friedens die schönsten Erwartungen geknüpft haben. Nun sehen wir, daß mit dem Frieden noch das wenigste seiner Wohltaten erreicht ist und der Krieg schwer drückend weiterwirkt.

Diese Weihnachten, die ersten, die doch die Entlastung der Menschheit vom Zwang des Blutvergießens, wenn auch noch nicht des Hasses sehen, haben für uns keinen festlichen Schein, sind noch umdroht von den Nachwirkungen des Krieges, der uns die größten Beschränkungen auferlegt und mit seinen Nöten und Sorgen weiterverfolgt. Was werden das für Weihnachten werden? Der Ausblick gestaltet sich heute trübe und dunkel im wahrsten Sinne des Wortes. Aber verzweifeln müssen wir nicht. Jeder Tag kann Wunder bringen und was sich bis heute endgültig durchgerungen hat, der Wille zum Frieden, die kostbarste Errungenschaft, schließt viele segensreiche Wirkungen ein.

In diesen Tagen werden die Präliminarien des Friedens in Anwesenheit des Präsidenten Wilson verhandelt werden. Sie sind das sicherste Zeichen dafür, daß die Nöte der Gegenwart nur vorübergehend sind und mit der Kraft, die der Gedanke des Friedens gewinnt, an Bedeutung verlieren. Es muß besser werden. Und wenn nicht von heute auf morgen, so doch gewiß von jener kalendarischen Epoche, als welche stets eines der großen Feste betrachtet wird, zur anderen, also von dem einen Feste zum anderen.

Bedenken wir, daß die gegenwärtig so lähmenden Schwierigkeiten nur in technischen Gründen liegen, daß sich diese Ursachen mit gutem Willen von allen Seiten überwinden lassen und daß gerade in der Stimmung des Weihnachtsfestes der Anreiz zu Versöhnlichkeit und gegenseitiger Hilfe liegt, so müssen wir die Hoffnung nicht fahren lassen, daß vielleicht auch schon von diesen Weihnachten der dunkle Bann weicht und dem Feste gegeben werden kann, was dem Feste gebührt, daß die harten Einschränkungen weichen und der Frohsinn und die Lebenslust des Volkes nicht mehr in so harter Form unterdrückt werden müssen.

Das Ausland, selbst die einstigen Feinde, sehen mit Besorgnis nach Wien und denken an Wien, dem in diesen Tagen alles fehlt, was die Großstadt macht, und dessen Bevölkerung mit Heldenmut zu allen Schrecken des Krieges nun auch die des Friedens trägt. Ueber das Erträgliche hinaus wird ihr wohl auch der einstige Feind nichts zumuten, und so hoffen wir, daß mit dem Feste, das alle Menschen eint, unserer schwergeprüften Stadt ein bißchen Freude beschert wird.

Historischer Zeitungsartikel: Wiener Allgemeine Zeitung, 21.12.1918

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