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HISTORISCHER ZEITUNGSARTIKEL:
Die Neue Zeitung

19.3.1921

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Das moderne Mädchen in der Ehe.

"Es ist eine bekannte Tatsache, daß die modernen Mädchen im allgemeinen viel größere Ehefeindinnen sind als die Mädchen früherer Generationen und daß vor allem die erwerbende Frau oft genug Heiratsanträge ausschlägt, weil sie nicht gebunden sein will und infolge ihres Berufes darauf verzichten kann, die Launenhaftigkeit eines Mannes ertragen und für dessen Bequemlichkeit, für seine frische Wäsche und für sein gutes Essen sorgen zu müssen," schreibt eine junge Engländerin in der "Daily Mail" und es ist möglich, daß ihr zahlreiche Anerkennungszuschriften seitens anderer junger Mädchen in England zugehen werden.

"Es ist ferner aus Statistiken erwiesen," schreibt die Dame weiter, "daß die Eheschließungen in England weit weniger zahlreich erfolgen als in den Kriegsjahren und daß vor allem wieder die Frauen, die einem Berufe nachgehen - und wie viele junge Mädchen in England, selbst solche aus sehr wohlhabenden, ja reichen Familien haben eine Beschäftigung - einen sehr geringen Bruchteil von jenen bilden, die zum Traualtar schreiten. Sie sind vollkommen zufrieden und glücklich in ihrer Unabhängigkeit, sie denken nicht daran, daß sie vielleicht einen Mann finden können, den sie am Ende noch erhalten müssen, und sind daher besonders wählerisch.

Wenn diese modernen Mädchen sich aber wirklich entschließen, zu heiraten, so kommt es infolge ihrer Tätigkeit außer Haus zu Konflikten. Die erwerbende Frau, das heißt jene, die in einer Bank, in der Kanzlei eines Advokaten oder in einem Warenhause beschäftigt ist, muß oft ihre häuslichen Pflichten vernachlässigen; sie ist nicht imstande, sich ihrem Manne so zu widmen wie die Frau, die tagsüber nichts zu tun hat und sich daher nur für die wirtschaftlichen Dinge zu interessieren in der Lage ist.

Viele verstehen es zwar sehr gut, ihren Beruf auch mit diesen Dingen zu vereinigen, Unannehmlichkeiten, die das Bureauleben mit sich bringt, ihren Gatten nicht fühlen zu lassen und sich auch für seine Tätigkeit, seinen Beruf zu interessieren.

Das moderne Mädchen - und ich spreche jetzt im allgemeinen nicht von jenem, das einen Beruf hat und ihn in der Ehe beibehält - macht sich aber auch viel weniger Illusionen als das Mädchen aus früheren Zeiten, das der erste eheliche Zwist gleich zum Weinen brachte und das die Ehe selbst für eine Kette von rosigen Tagen hielt. Das moderne Mädchen ist mit einem Worte gefestigter und steht allen unangenehmen Eventualitäten gewappneter gegenüber als jenes früherer Generationen und es ist bedauerlich, daß sich nach und nach gerade bei diesen Mädchen eine Voreingenommenheit gegen das Heiraten herausgebildet hat, die vielleicht nicht allzu sehr gerechtfertigt ist.

Denn gerade das moderne Mädchen, das das Leben kennt, wird seine Wahl mit klarem Blick treffen und riskiert es weit weniger, einen Unwürdigen zum Begleiter durchs Leben zu machen als jene Mädchen der früheren Generationen, die so ängstlich behütet wurden und denen man nicht Gelegenheit gab, das Leben und seine Schattenseiten kennen zu lernen."

Wenn auch manches, was die Engländerin sagt, nicht zu unterschreiben ist, so ist vieles richtig beobachtet und entbehrt nicht einer gewissen Berechtigung.

Historischer Zeitungsartikel: Die Neue Zeitung, 19.3.1921

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