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HISTORISCHER ZEITUNGSARTIKEL:
Die Neue Zeitung

14.3.1921

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Der Bischof und die Mode.

Der Bischof von Durham, so lesen wir in englischen Blättern, hat kürzlich ein hartes Urteil über alle jene Frauen gefällt, die auf ihren Kopfputz liebevolle Sorgfalt verwenden und, der Mode und eigenem Geschmack folgend für federngeschmückte Hüte Vorliebe zeigen. "Jede Frau von Selbstachtung," sagte der Bischof, "sollte sich schämen, in der Oeffentlichkeit wie ein indianischer Wilder geschmückt zu erscheinen.

Wie dieser mit dem Skalp seiner Opfer, kommen sie mit Federaigretten und Paradiesvögeln auf dem Kopfe einher. Man kann sich kaum einen größeren Widerspruch vorstellen, als daß eine Frau mit solchen Trophäen der Grausamkeit geziert, vor dem Altare niederkniet, um die heilige Kommunion zu empfangen."

Wir haben in den letzten Jahren öfter geistliche Herren ihre Stimmen gegen die Frauenmode erheben hören. Die berufenen Vertreter der Sittlichkeit und Moral führen einen schweren Kampf. Mit ungleichen Waffen stehen sie der Frau Mode gegenüber, die leider lockend wie die Sünde der größeren Gefolgschaft sich rühmt als die blanke Tugend. Was aber an Auswüchsen geleistet wird, erfahren wir aus einer Pariser Meldung.

Dort fand jüngst der erste Opernball seit dem Kriege statt. Eine Dame erschien in einem Kostüm, das bloß aus einem kurzen Rock bestand, ohne Korsage. Bei einigen anderen war der obere Teil der Toilette auf ein paar Perlenschnüre reduziert. Die meisten dieser gewissermaßen untergekleideten Damen trugen beim Eintritt in den Saal Schärpen, die sie fallen ließen, nachdem der Präsident, die Minister und die Marschälle von Frankreich sich entfernt hatten. Soweit die kurze, aber vielsagende Meldung. Ob da das Donnerwort der Entrüsteten Erfolg haben wird?

In Amerika versucht man einen anderen Weg. Aus Philadelphia kommt die Nachricht, daß Geistliche von fünfzehn Bekenntnissen eine Art Ausgleichsfrieden anstreben. Sie entwarfen das Muster eines "moralischen" Kleides, das unter dem Namen "International" seinen Eroberungszug durch die Welt machen soll. Es erhebt sich etwa zwanzig Zentimeter vom Boden und bietet dabei genügend Gelegenheit, einen entzückenden Fuß, das feinste Gelenk zu zeigen.

Auch ein schön geformter Hals kann bewundert werden, wenn der Halsausschnitt auf höchstens 7 1/2 Zentimeter (von der Kehle aus in vertikaler Richtung gemessen) beschränkt wird. Die Aermel dürfen wohl kurz sein, doch ohne die Ellbogen frei zu lassen. Diese Vorschriften sind aber noch nicht alle: Welche Finessen liegen schon im durchbrochenen Strumpf und gar erst im durchscheinenden Stoff!

Also selbstverständlich muß der verwendete Stoff möglichst lichtundurchlässig sein und darf nur in loser Form den Körper bedecken. Dieses Muster, so meinen seine geistlichen Erfinder, verbinde mit dem Vorzug der "Moralität" den anderen, seiner Trägerin die jungmädchenhafte Erscheinung zu erhalten. Das ist der gutgemeinte Verständigungsfrieden.

Historischer Zeitungsartikel: Die Neue Zeitung, 14.3.1921

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