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HISTORISCHER ZEITUNGSARTIKEL:
Neues Österreich

12.5.1946

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Zum Muttertag

Unter allen Opfern der Hitlerherrschaft sind es die Mütter, die am schwersten getroffen, am tiefsten herabgewürdigt wurden. Auf das Haupt der Mütter war all das Kriegsleid gehäuft, die Angst um den Sohn im Felde, die Sorge um das bombenbedrohte Dasein der Daheimgebliebenen. Über alle Vorstellung hinaus geht die Summe von Kummer und Graus, die den Müttern in dieser grausamen Zeit auferlegt war.

Und zum Dank dafür wurden sie in ihrer heiligsten Mission, in ihrer lebenschaffenden Mutterschaft, auf die niedrigste Stufe des Tierischen herabgezerrt. Die zoologische Rassentheorie setzte sie dem Zuchtvieh gleich, das noch den Mendelschen Gesetzen die Auslese möglichst tauglicher Exemplare für den Zuchtzweck zu liefern hatte. Gleich dem Zuchtvieh wurden sie prämiert und ausgezeichnet, wenn sie möglichst viele und möglichst brauchbare Opfer für die Schlachtbank erzeugt hatten.

Jetzt aber, nachdem der Kriegslärm verstummt und der überlebende Teil der Menschheit gerettet ist, jetzt sind es wiederum die Mütter, die von den Kriegsfolgen, von den Nachwirkungen des Hitlerismus, am ärgsten in Mitleidenschaft gezogen werden. Die Helden der Schlachtfelder sind keine Helden mehr, sie sind Reservisten, Pensionisten, Zivilisten geworden.

Die Mütter aber mußten ihr Heldentum in die Friedenszeit hinübertragen, sie müssen sich jetzt erst recht als Heldinnen bewähren. Sie müssen ihre Gesundheit und oft auch ihr Leben in die Schanze schlage, denn nicht wenige von unseren Müttern sind unter dem Übermaß von Anstrengungen zusammengebrochen, die der heutige Daseinskampf unerbittlich beansprucht. Auf ihnen lastet die Verantwortung für unsere ganze Zukunft als Staat und Volk, auf ihnen lastet die ungeheure Mühe und Plage, die nötig ist, um jenes Leben, das der Krieg verschont hat, auch für den Frieden zu erhalten.

Und der Dank? Alle Worte des Dankens, die heute in der ganzen Welt und auch in unserem Lande den Müttern zufließen, vermögen kaum einen Bruchteil der bedankten Leistung aufzuwiegen. Man wird heute unsere Mütter mit Frühlingsgrüßen und mit Frühlingsblumen erfreuen, sie werden ihre harte Arbeit mit einem flüchtigen Lächeln unterbrechen und sie morgen wieder fortsetzen. Wenn wir unsere Dankespflicht wirklich erfüllen wollen, dann müssen wir unseren Müttern mehr geben, als Wiesenblüten und Redeblüten. Dann müssen wir alle Kräfte anspannen, um das Mutterlos zu erleichtern.

Wir müssen für die Mütter arbeiten, im Hause ebenso wie in der Werkstatt, wie im öffentlichen Leben. Bis jetzt haben die Mütter für unser Dasein gelitten und gekämpft: Laßt uns jetzt für das ihre kämpfen durch nie erlahmende Gemeinschaftsarbeit für eine bessere Zukunft, für einen schöneren, reicheren, freudigeren Muttertag, als wir ihn heute erleben!

d.

Historischer Zeitungsartikel: Neues Österreich, 12.5.1946

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