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Daß sich unter den Eisenbahngüterwagen zahlreiche Sonderbauarten befinden, die nur zur Beförderung bestimmter Güter dienen, dürfte allgemein bekannt sein. Es sei nur an die Kühlwagen zur Beförderung leicht verderblicher Lebensmittel, an die Kesselwagen für Benzin und Oel und an die Selbstentlader für Kohlen erinnert. Sonderbauarten von Personenwagen sind dem europäischen Reisenden dagegen wohl nur in der Gestalt von Restaurationswagen und von Schlafwagen vorgekommen.

Anders in den Vereinigten Staaten von Nordamerika. Hier, wo die Reisenden oft tagelang im Zuge leben müssen, findet man - wie übrigens auch in Rußland und auf der transsibirischen Bahn - zuweilen Kirchenwagen, also im äußeren den Durchgangswagen entsprechend gebaute Fahrzeuge mit eingebauter Kapelle, in der während der Fahrt Gottesdienst abgehalten wird. Sehr beliebt sind auch auf den amerikanischen Bahnen die "Vortragswagen".

Da nämlich infolge des scharfen Wettbewerbes jede Eisenbahngesellschaft alles aufbieten muß, um in Gegenden, in denen bei einander parallel laufenden, aber verschiedenen Gesellschaften gehörenden Strecken die Reisenden an ihre Linien zu fesseln, so haben einzelne Gesellschaften für landwirtschaftlich wichtige Gegenden wandernde landwirtschaftliche Unterrichtsanstalten und Museen bauen lassen.

In den verschiedenen Wagen eines Zuges, der gewissermaßen als Reklame der Gesellschaft in einzelnen Gegenden hin- und herfährt und auf verschiedenen kleinen Landstationen einen oder mehrere Tage verweilt, sind eine Ausstellung landwirtschaftlicher Erzeugnisse, eine Bücherei, Sammlungen von statistischen Tafeln und bildlichen Darstellungen und ein Vortragsraum untergebracht. Auf diese Weise erhalten die Farmer auch der von den Kulturzentren weit abgelegenen Gegenden ein- oder mehrmals im Jahre Kenntnis von den Fortschritten der Landwirtschaft.

Natürlich fehlt im Vortragsraum auch der Projektionsapparat nicht und bei neueren Ausführungen ist er durch ein Kino ergänzt oder ersetzt. Da nun aber das Kino nicht nur Belehrung, sondern auch Unterhaltung bringen will, und bei der Unterhaltung auch die Farmerfrauen zugegen sein wollen, so entstand die Frage: Wo bleiben die Kinder?

Diese Frage hat nun neuerdings eine amerikanische Eisenbahngesellschaft in der Weise gelöst, daß sie in ihren Landwirtschaftzug einen weiteren Wagen einstellte, der innen als Kindertube ausgestattet ist, und in dem eigens dazu von der Eisenbahngesellschaft angestellte Kinderwärterinnen die lieben Kleinen hüten, während die Mütter im Nebenwagen mit ihren Männern sich irgendeine Neuheit, vielleicht der Pflanzenzüchtung, vorführen lassen oder auch einem echt amerikanischen Detektivfilm mit Spannung folgen.