WIR GRATULIEREN! MENSCHEN SCHREIBEN GESCHICHTE

Startseite.

Schriftzug WIR GRATULIEREN! MENSCHEN SCHREIBEN GESCHICHTE


66 historische Zeitungsartikel gefunden

[ Übersicht & Neue Auswahl ]


Beitrag 51 von 66

Zurück | Vor

HISTORISCHER ZEITUNGSARTIKEL:
Neues Österreich

28.4.1946

Historisches Logo der Zeitung »Neues Österreich«

Unsere Ernährungsaussichten in nächster Zukunft

Bundesminister Dr. Frenzel gab Freitag im Finanz- und Budgetausschuß einen umfassenden Überblick über die gegenwärtige Ernährungslage Österreichs und ihre voraussichtliche Entwicklung in der nächsten Zukunft. Er stellte fest, daß sich Österreich durch Eigenaufbringung bis Anfang des Jahres fast zur Gänze selbst ernährt hat.

Ab März begann aber eine außerordentlich kritische Zeit in der Ernährungswirtschaft. Die eigenen Vorräte waren zum großen Teil erschöpft und die auswärtige Hilfe hatte noch nicht eingesetzt. Die Auswirkungen der UNRRA erwartet der Minister nicht vor dem 1. Juni. Die Alliierten haben inzwischen ihre eigenen Vorräte der UNRRA übergeben. Seit 1. April leben wir von diesen Vorräten. Die von den Alliierten herbeigebrachten Lebensmittel sind großenteils auf die Truppenverpflegung abgestellt, die von der normalen Verpflegung durch die Hauswirtschaft verschieden ist. Es handelte sich vorwiegend um hochwertige Lebensmittel, die wohl kalorienmäßig zur Versorgung ausreichten, jedoch den Sättigungswert der uns gewohnten Nahrungsmittel nicht erreichten.

Der Herbeischaffung von Lebensmitteln durch den Außenhandel sind gewisse Grenzen gesetzt; besonders sind es zwei Schwierigkeiten: Erstens die richtige Ausbalancierung der Industriebedürfnisse und des Bedarfs an Lebensmitteleinfuhr, und zweitens die große Preisdifferenz bei Lebensmitteln zwischen Inland und Ausland.

Es ist heute jedermann in Österreich klar, daß durch Erfassung aller noch im Lande befindlichen verfügbaren Nahrungsmittel die Ernährungskrise nicht beseitigt werden kann. Es weiß auch jeder, daß wir bis zur neuen Ernte dringend auswärtige Hilfe benötigen und daß auch der Außenhandel keine wesentliche Besserung erzielen kann. Aber eines ist sicher: Wenn wir schon die Last einer unzureichenden Ernährung auf uns nehmen müssen, so soll diese Last auf alle Österreicher gleichmäßig verteilt werden. In dieser Richtung sind einige Fortschritte zu verzeichnen, und zwar die einheitliche Verbrauchergruppeneinteilung, die fix und fertig ist und nur mehr der Gesetzwerdung harrt, und die nunmehr bestehende Möglichkeit, Lebensmittel ohne Demarkationslinien in ganz Österreich disponieren zu können.

Die Ernährungsaussichten für die nächste Zukunft sind nicht vielversprechend, der Monat Mai wird uns noch in manche schwierige Situation bringen.

Im Juni ist zu erwarten, daß die auswärtige Hilfe in einem entsprechenden Ausmaß einsetzen wird. Ab Anfang Juli werden schon die eigenen Kartoffeln eine fühlbare Verbesserung bringen. Es ist zu hoffen, daß wir vielleicht schon vor der Ernte wieder das 1200-Kalorien-Programm verlassen können und auf das 1500-Kalorien-Programm steigen; spätestens jedoch mit der neuen Ernte.

Auch Präsident Hoover und die UNRRA sind einheitlich dieser Auffassung.

Historischer Zeitungsartikel: Neues Österreich, 28.4.1946

Erzählen SIE uns von früher. Wir veröffentlichen Ihre Geschichte.

Diese Seite an jemanden senden






Zurück | Vor


XHTML | CSS|

WIR GRATULIEREN! MENSCHEN SCHREIBEN GESCHICHTE.

Ein DER LICHTBLICK Projekt.