14.11.1925
Man sollte glauben, daß das am 1. Jänner 1919 erlassene Prohibitionsgesetz den Ruin des kalifornischen Weinbaues zur Folge gehabt hätte. Aber diese Annahme wäre ein Irrtum, der Weinbau Kaliforniens und der übrigen weinbautreibenden Staaten ist seit der Erlassung des Alkoholverbotes in stetigem Aufblühen begriffen.
Das statistische Bureau der kalifornischen Regierung weist darauf hin, daß Kalifornien 1916 nur 8477 Waggons Trauben versendete, 1924 hingegen 57.700. Das Fachorgan der kalifornischen Winzer: "The California Grape Grower" bespricht diesen unerhörten Aufschwung in einem längeren Artikel, worin mitgeteilt wird, daß die Ernte des Jahres 1924 aus 426.000 t Trauben zur Weinerzeugung, 500.000 t zu Genußzwecken und nicht weniger als 1.4 Mill. t zur Rosinenerzeugung bestand.
Das Blatt fragt staunend, was aus dieser ungeheuren Menge von Rosinen werden soll, und begnügt sich damit, anzudeuten, daß man auch aus Rosinen Wein und Kognak bereiten könne. Dies sollte genügen, um den Aufschwung des amerikanischen Weinbaues zu erklären. In keiner Stadt Amerikas ist die Bevölkerung imstande, die in gewaltigen Mengen auf den Markt kommenden frischen Trauben zu verzehren. Dieselben dienen der Hauptsache nach zur Weinbereitung.
Was würde der amerikanische Bürger sonst mit den zahlreichen Kisten Rosinen machen, die er sich vom Obstmarkt holt? Warum sind zur Lesezeit die Zeitungen mit Inseraten über Weinpressen und Traubenmühlen versehen? Heute wird in den Vereinigten Staaten zweifellos mehr Wein erzeugt und getrunken als vor der Prohibition, deren erziehliche Wirkung demnach auch darin bestand, daß die Leute nunmehr Wein, Bier und Branntwein selbst zu erzeugen gelernt haben.
Reg.-Rat Alois Alfonsus, Milwaukee.
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