25.9.1915
Viele Landwirte haben seit Jahren den Anbau von Braugerste aufgegeben und dafür gröbere Gerstensorten zur Fütterung des eigenen Viehs gebaut. Im Vorjahre nun wurde diese Gerste als Brotfrucht beschlagnahmt. Wenn darunter auch die Viehstände mehr zu leiden hatten, als man anzunehmen scheint, so konnte man im Interesse der Volksernährung doch dagegen nichts einwenden.
Daß aber heuer diese nur für Futterzwecke gebaute Gerste bis auf das geringe Maß von 25% der Ernte den Landwirten entzogen wird, um damit Mälzereien und Brauereien zu versehen, ist unverständlich und wird sehr üble Folgen nach sich ziehen. Die Brauereien sollten sich ihre Gerste selbst verschaffen und den Landwirten möge man die Frucht, die sie als Viehfutter gebaut haben und hiefür unbedingt brauchen, belassen.
Besser ist es jedenfalls, wenn weniger Bier erzeugt wird, als wenn die Viehstände fortwährend verringert und namentlich die Milchwirtschaften aufgelassen oder eingeschränkt werden müssen. Wir steuern unter den jetzigen Verhältnissen einer Milchnot entgegen, wie sie noch nie dagewesen war und über die uns auch das beste Bier nicht wird hinwegtäuschen kann.
F. S.
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