19.9.1925
Es ist eine ganz merkwürdige Erscheinung, daß gerade aus denjenigen Kreisen, welche bezüglich Milchleistung weitaus an der Spitze der österreichischen züchterischen Vereinigungen stehen, noch immer Stiere aus der Schweiz oder Vorarlberg eingeführt werden, denen keine einwandfreie Beglaubigung von Milchleistungen der Vorfahren zur Verfügung steht.
Nur durch strenges Festhalten an den durch Milchkontrolleure festgestellten Leistungen hat man die heutige Höhe erreicht und es gibt wohl keinen Züchter mehr, der an der enormen Verbesserung zweifelt, die ein "Milchstier" in weiten Wellen propagiert. Sind dieselben Züchter aber der Ansicht, daß das Gegenteil nicht ebenso sicher und rasch wirkt?
Vielmehr wirkt es weit rascher und sicherer, denn die Rückkehr zur Natur (und diese besteht nicht in den heutigen epochemachenden Leistungen) geschieht viel rascher als die Entfernung von derselben. Wenn man einmal erkennt, daß durch einen doch nur wegen des Exterieurs erfolgten Sensationsimport die Melktabelle schonungslos herabgegangen ist, ist das Unheil nicht mehr gutzumachen.
In einer Pferdezucht wird es niemals einen Züchter beifallen, in ein altbewährtes Leistungsgestüt plötzlich aus welchem Grunde immer mit einem leistungslosen Hengst hineinzufahren.
Vergeblich sucht man nach Gründen für diese Erscheinung; wäre es das Schreckgespenst, das Schlagwort "Inzucht"? Ganz abgesehen davon, daß noch keine Rasse, keine Spezialzucht ohne rationelle Inzucht (auf den stärksten und erfolgreichsten Blutstrom) groß geworden ist, ist bei der heutigen Ausdehnung des Zuchtbetriebes in Steiermark auch für den begeistertsten Freund fremden Blutes Gelegenheit genug, solche Stiere mit Leistungen zu erwerben. Nicht weniger als 7 Stiere haben im letzten Jahr den scharfen Bedingungen des Winkler-Preises entsprochen.
Alfred Roßmanit.
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