26.3.1946
Sprichwortweisheit: Wessen das Herz voll ist, geht der Mund über! Variante von Heute: Wessen der Magen nicht voll ist, geht der ...
Beweis: die ungezählten, unerschöpflichen Gespräche über das Thema Essen. Allerorten, zu jeder Zeit, zwischen jedermann. Meist aufgeregt, seltener sachlich, noch seltener humorvoll. Man sollte sich die Debatten und Erörterungen sparen, besonders die galligen. Sie führen doch zu nichts. Man verbraucht nur nutzlos kostbare Kalorien.
Manchmal ereignen sich aber auch auf dem unfreundlichen Gebiet der Ernährung Episoden, die von fröhlichem, urwienerischem Humor überglänzt sind. Zum Beispiel folgende:
Hatte da kürzlich die Belegschaft der Ankerbrotwerke ein freundschaftliches Radballmatch veranstaltet. Mit Preisen! Alle Radball treibenden Sportvereine waren eingeladen, und alle kamen. Es regnete "Nennungen". Die ausgesetzten Preise hatten es allen angetan, sie übten eine magische Anziehungskraft aus. Denn sie lauteten: erster Preis fünf Kilogramm Brot, zweiten Preis vier Kilogramm usw.
Radball wird von zwei gegen zwei Mann gespielt, nicht von elf gegen elf wie der Fußball. Man versteht: fünf Kilogramm Brot für das erste Siegerpaar, für zwei Mann. Die Kämpfe waren heiß und erbittert. Die Sieger trugen ihre Brottrophäen im Triumph nach Hause, beneidet von den Nichtsiegern, jubelnd begrüßt von ihren Angehörigen.
Einmal hieß es: Kanonen statt Butter! Unsere Tage neigen mehr zur Devise: Brot statt Lorbeer, statt Dank, statt Anerkennung! Nicht nur bei der Sportveranstaltung in den Ankerbrotwerken, sondern ganz allgemein. So richtig schön wird es freilich erst wieder werden, wenn der Brotlaib nicht mehr als Prämie funktioniert, sondern Brot hinreichend vorhanden ist, daß jeder sich daran sattessen kann, nicht nur der Sieger!
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