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Der erste Wintermonat hat den Wienern eine ausgiebige Probe der Akkommodationsfähigkeit auferlegt. Nach geradezu "abbaziamäßigem" November fiel er nämlich mit der ganzen Bärbeißigkeit ein, welche den richtigen Nordwestwinter auszeichnet, d. h. einen Winter, der nicht gerade mit hohen Kältegraden exzediert, aber selbst mäßigen Frost dadurch empfindlich macht, daß er ihn mit lebhaftem Wind und reichlichem Niederschlag vergesellschaftet.

Die Mitteltemperatur des Dezember 1906 betrug -1 Grad und hielt sich also nur 0.8 Grad unter dem Normale, während erst 1902 der Christmonat -2.9 Grad Celsius und 1899 sogar -4.6 Grad aufgewiesen hatte. Die Temperatur fiel sprunghaft, von +3.1 Grad im ersten auf -4.9 Grad im letzen Monatsdrittel, der Wind legte statt der normalen 18.7 rund 21 Kilometer pro Stunde zurück, der Niederschlag betrug 53 Millimeter (gegen 49.2 im Normale). Wenn man bedenkt, daß von dem Niederschlage nur rund 45 Millimeter Schnee waren, während z. B. in dem überaus strengen Jänner 1893 rund 100 Millimeter Niederschlag, und zwar durchaus in der Form von Schnee fielen, begreift man leicht, daß die "Verschneiung" in den Umgebungen Wiens und im Wiener Walde nur eine mäßige war.

Einen außerordentlichen Schneewinter hatten wir bisher keineswegs, und der starke Eindruck der 15 Schneetage des Dezember und der mäßigen Schneedecke erklärt sich eben mehr aus dem Kontrast gegen die letzten Winter (im Dezember 1905 z. B. hatte Wien nur zwei Schneetage und der Gegensatz zwischen dem Grün der Wintersaaten in den Niederungen und der Schneelage im Gebirge war ein sehr auffälliger) sowie aus dem Kontrast gegen den November. Letzterer hatte uns die Zauber der Adria-Küste vorgetäuscht, der Dezember bescherte den Schneeschuhläufern norwegisches Ski-Terrain.