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HISTORISCHER ZEITUNGSARTIKEL:
Illustriertes Sportblatt

10.4.1926

Historisches Logo der Zeitung »Illustriertes Sportblatt«

Training der Handballspielerin.

Von Julius Rosenfeld.

Das Training der Frauen ist ein Gebiet, das von den wenigsten verstanden wird. Dieses Mißverständnis beruht auf zwei Mängeln: Unkenntnis der physischen und der psychischen Qualität.

Die physische Qualität der Frau bedingt eine ganz andere Trainingsmethode als die des Mannes. Der Muskel des Mannes ist im allgemeinen bedeutend kräftiger, aber auch bedeutend schwerfälliger, als der der Frau. Während man beim Manne in erster Linie auf Lösung der Muskeln, auf leichte Reaktion und Agilität hinarbeiten muß, muß man bei der Frau gerade umgekehrt die allzu leichte Agilität, die zu schnelle Ermüdung mit sich bringt, bekämpfen.

Man muß in erster Linie darauf achten, daß der einzelne Muskel genügend Widerstandskraft gewinnt und daß im Zusammenhange damit die Knochen genügend gestärkt werden. Während beim Mann die Massage willkommene Zubuße zum Training ist, ist sie bei der Frau Voraussetzung, Grundlage. Da aber ein gelernter Masseur meistens nicht zur Verfügung steht, ist die Massagewirkung durch sogenannte Massageübungen, Freiübungen nach dem System der Russen, zu ersetzen.

Hand in Hand mit dem Training muß natürlich auch eine Umstellung der Nährweise gehen, indem man dem Körper möglichst viel Eisen und Kalk zuführt. Zu achten ist noch darauf, daß Nahrung nicht im ermüdeten Zustande genossen wird, sondern daß zwischen Training und Mahlzeit eine Pause von mindestens dreißig Minuten eingehalten wird, weil sonst infolge der allgemeinen Ermüdung der Magen zu wenig arbeitsfähig ist.

Während beim Mann zweimaliges Training in der Woche genügt, ist es bei der Frau unbedingt zu wenig. Der Körper der Frau verlangt es, daß er langsam, aber systematisch ausgebildet wird, da sonst sehr unliebsame gesundheitliche Störungen, die sich meistens erst Monate später äußern, aufzutreten pflegen.

Am besten ist es, ein zirka zehn Minuten in Anspruch nehmendes Trainingsprogramm, das die Hand und Knöchelgelenke, ferner in erster Linie die Bauch- und Brustmuskeln beschäftigt, zusammenzustellen. Dieses Training soll aus leichten Freiübungen bestehen und jeden Tag vor und nach dem Schlafengehen durchgemacht werden. Nach jedem Training ist der ganze Körper gründlich zu reinigen und, am besten mit einem rauhen Tuch, leicht zu massieren. Hierauf ist eine vierstündige Ruhe, flaches Liegen am Rücken und Lösung aller Muskelspannungen sehr wertvoll.

Überhaupt ist beim Training auf Ermüden sehr zu achten, da das sogenannte Übertauchen von Ermüdungserscheinungen gesundheitlich schädlich ist.

Die psychische Qualität ist ein weitaus größeres Hindernis und wird viel zu wenig beachtet. Die Frau ist, trotzdem sie meist in der Ehe das Gegenteil zu beweisen sucht, keine Kampfnatur. Ihre derartigen Qualitäten wirken sich nur in geistiger Hinsicht aus und müssen auch auf das körperliche Gebiet vom Trainer übertragen werden. Ein ebenso wichtiger Faktor ist die Eitelkeit. Um die moderne Linie zu erreichen, wird oft dem Training allzu fleißig gehuldigt, die Ernährung aber künstlich gedrosselt.

Daß aber der Energieverbrauch des Trainings durch die Ernährung wieder ersetzt werden muß, ist wohl selbstverständlich. Zu beachten ist auch, daß die Frau geistig bedeutend empfänglicher ist als der Mann, und daß bei ihr sich geistige Eindrücke und Indisponierung viel stärker in der körperlichen Kondition auswirken als beim Manne.

Aus Raummangel kann ich hier auf weitere Details nicht mehr eingehen. Jedem Trainer möchte ich am Schlusse meiner Ausführungen daher nur auf das wärmste empfehlen, sich mit dem Körper und mit der geistigen Individualität der ihm unterstellten Frau auf das genaueste vertraut zu machen und zu versuchen, das Vertrauen seiner Schützlinge voll zu erwerben, weil er nur in dessen Besitz wirklich sein Ziel erreichen kann.

Das Ziel: "Die körperliche Ertüchtigung der Frau!"

Historischer Zeitungsartikel: Illustriertes Sportblatt, 10.4.1926
Photographie zweier Damen-Handballmannschaften.
Ein internationales Damen-Handballspiel. Die Mannschaften des Sportklubs "Tanne" aus Thalheim in Sachsen und des B. d. V. (Wien). - Die Wienerinnen siegten in dem Wettspiele 1 : 0.

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