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HISTORISCHER ZEITUNGSARTIKEL:
Illustriertes Sportblatt

12.3.1921

Historisches Logo der Zeitung »Illustriertes Sportblatt«

Die Körperpflege des Schiedsrichters.

Der "Rasensport" (Berlin) bringt nachfolgenden Artikel, der uns wieder einmal zeigt, wie ernst es die Reichsdeutschen in jeder Hinsicht mit dem Sporte nehmen. Bei uns haben sich wohl noch wenige Schiedsrichter derartige Sorgen gemacht.

Es ist eine unbestreitbare Tatsache, daß die Fußballwettspiele von Jahr zu Jahr an Schnelligkeit zugenommen haben. Der Hauptgrund ist wohl darin zu suchen, daß in den Verbänden das flache Zuspiel gepflegt wird. Früher dagegen wurde sehr hoch gespielt und es verging immer eine geraume Zeit, ehe der Ball wieder den Boden berührte. Wer den Ball recht hoch stoßen konnte, wurde von den Zuschauern bestaunt und bewundert. Dadurch wurde das Spiel viel langsamer und es fiel dem Schiedsrichter nicht schwer, immer in der Höhe des Balles zu sein.

Jetzt dagegen wandert der Ball durch kurzes Paßspiel blitzschnell von Mann zu Mann. Will nun ein guter Unparteiischer immer in der Höhe des Balles sein, er muß es sogar, wenn er die Abseitsfälle sehen will, dann muß er laufen und immer wieder laufen. Das stellt an seinen Körper riesige Anforderungen, hinzu kommt noch, rasche und was die Hauptsache ist, richtige Entscheidungen zu treffen. Das alles erfordert Pflege des Geistes und vor allen Dingen des Körpers.

Es ist klar, daß der Geist viel besser arbeitet, wenn der Körper dabei ruhen kann. Arbeitet aber der Körper und, wie es hier der Fall ist, die Lungen besonders heftig, dann wird die Denkweise vermindert. Aus diesem Grunde wäre es zu begrüßen gewesen, wenn das Zweischiedsrichter-System Anklang gefunden hätte. Da es nun leider nicht der Fall ist, so muß jeder Schiedsrichter, wenn er Wettspiele einwandsfrei leiten will, darauf bedacht sein, seinen Körper auf die geistige und körperliche Anstrengung zu trainieren.

Es sind ganz einfache Mittel, die weder Kosten noch Mühe verursachen und die ich persönlich an meinem Körper mit Erfolg anwende.

Angenommen, ich habe am Sonntag ein Spiel zu leiten, so wasche ich am Sonnabend abends meinen Kopf in abgekochtem und abgekühltem Wasser mit Seife; trockne nachdem den Kopf mit einem Frottiertuch in langsamen, massierenden Bewegungen ab und binde dann ein anderes Handtuch um den Kopf, bis das Haar vollständig getrocknet ist. Um 10 Uhr geht es ins Bett. Am Sonntag früh 7 Uhr stehe ich auf, bade meine Füße in laufwarmem Wasser und mache beim Abtrocknen wieder die langsamen, massierenden Abreibungen.

Bei dem Waschen des Oberkörpers ist folgendes zu beachten: Der Körper wird bis zum Gürtel vollständig entblößt. Erst die Hände, dann das Gesicht, der Hals, die Arme, dann die Brust mit kaltem Wasser und Seife abgerieben, den Rücken mit einem feuchten Handtuch, an beiden Enden angefaßt, abreiben. Bei dem Abtrocknen achte man darauf, daß alle Körperstellen gleichmäßig abgerieben werden. Ich gebe zu, daß man diese kalten Abreibungen, besonders imm Winter, gewöhnt sein muß.

Man gewöhnt sich aber sehr schnell daran, wenn man ein paarmal zuerst ein feuchtes Handtuch nimmt. Dann saubere Wäsche angezogen und nach dem Kaffee, wenn es die Zeit erlaubt, einen Spaziergang von einer Stunde gemacht. Man vermeide nach Möglichkeit ein zweites Frühstück. Zwei Stunden vor Anfang des Spiels möglichst das Mittagessen einnehmen und eine Stunde vorher das Rauchen einstellen.

Von größter Bedeutung für die Gesundung des Körpers ist das vollständige Umziehen. Von den Füßen bis zur Kopfbedeckung die Kleidung zu wechseln ist unerläßlich. Wer als Unparteiischer immer in der Höhe des Balles sein will, ist bei einem schnellen, verteilten Spiel nachher naß wie aus dem Wasser gezogen. Daher ist es geradezu unverantwortlich leichtsinnig, wenn jemand in dieser nassen Kleidung nach Hause geht.

Bei Halbzeit geht der Schiedsrichter am besten mit in den Umkleideraum, denn auf dem Platz ist ständig Zugluft und diese ist für den erhitzten Körper schädlich. Nach dem Spiel kann man es häufig bei Spielern beobachten, daß sie sich sofort ausziehen und dann gleich waschen oder baden. Das ist grundfalsch! Die nassen Sachen müssen natürlich sofort ausgezogen werden, aber dann erst den erhitzten Körper trocken reiben, bis er sich abgekühlt hat. Dieses gilt auch für den Schiedsrichter. Wer sich daran gewöhnt, wird sich auch nie so leicht erkälten und der Körper ist den an einen guten Unparteiischen gestellten Anforderungen gewachsen.

Zum Schluß möchte ich noch jedem Schiedsrichter raten, nicht zu lange zu pausieren. Wenn man nicht alle Sonntage zur Leitung von Spielen berufen wird, dann stellt man sich seinem eigenen oder befreundeten Verein als Linienrichter zur Verfügung, um in der Übung zu bleiben.

Historischer Zeitungsartikel: Illustriertes Sportblatt, 12.3.1921

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