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HISTORISCHER ZEITUNGSARTIKEL:
Illustriertes Sportblatt

6.3.1926

Historisches Logo der Zeitung »Illustriertes Sportblatt«

Die neueste Drohung.

Die übergroße Eile, mit der man seinerzeit Hals über Kopf das offene Berufsspielertum einführte, zeitigt jetzt ihre Folgen. Nach und nach werden Lücken und Schwächen der Berufsspielersatzungen offenbar, aus welchen geschickte Spieler jederzeit Kapital zu schlagen imstande sind. Besonders jene Bestimmungen, welche den Übertritt von Amateuren zum Berufsspielertum, beziehungsweise die Wiedererlangung der Amateureigenschaft von Berufsspielern behandeln, waren in letzter Zeit Anlaß zu allerlei sonderbaren Vorkommnissen, die eines humoristischen Einschlages nicht entbehren, würde dabei nicht mit dem edelsten Teil der Sportbewegung, dem Amateursportgedanken, allzu arg Schindluder getrieben werden.

"Ich werde Amateur", so lautet die neueste Drohung von Berufsspielern, welche bei ihrem Verein eine Erhöhung ihrer Bezüge durchsetzen wollen. Lehnt der Verein die geforderte Erhöhung ab, so ergeben sich daraus folgende erheiternde Vorgänge:

Der Spieler gibt die Amateurerklärung ab, das heißt er verpflichtet sich, bei seinem alten Verein sechs Monate ohne Entgelt zu spielen, nach Ablauf dieser Zeit ist ihm laut Satzungen vom Verband die Amateureigenschaft zuzuerkennen, und er ist frei. Natürlich denkt der betreffende Spieler, der nach wie vor eingefleischter Profi ist, nicht daran, auf das Einkommen aus dem Fußballsport zu verzichten; aber er läßt bei passender Gelegenheit gewisse Andeutungen fallen, wie zum Beispiel, daß er als Amateur natürlich nicht verpflichtet sei, Sonntag für Sonntag anzutreten, und daß er nach Ablauf der sechsmonatigen Sperrfrist als frischgebackener "Amateur" nach Ungarn, Spanien, Italien gehen werden, von wo er die verlockendsten Anträge erhalten habe ...

Das weitere ist dann eine Sache der besseren Nerven, und die hat gewöhnlich der Spieler: er wartet seelenruhig, bis der Verein es doch mit der Angst zu tun bekommt, einen guten Spieler zu verlieren, und knapp vor Ablauf der Frist, die der Verband zur Einreichung der Verträge festgesetzt hat, kommt zwischen Spieler und Klub eine neue Vereinbarung zustande, in der der Spieler den größten Teil seiner Forderungen durchgesetzt hat, worauf die famose "Amateurerklärung" zurückgezogen wird ...

Diese ganze Komödie wäre gründlich unmöglich gemacht, wenn die Satzungen zum Beispiel die Bestimmung enthielten, daß Berufsspieler, die eine Amateurerklärung abgeben, erst nach Ablauf einer längeren Frist, etwa eines oder mehrerer Jahre, wieder Profis werden können. Dadurch würde uns der einigermaßen beschämende Anblick erspart, daß Leute zwischen Professionalismus und Amateurismus hin- und herpendeln in der Art, wie man etwa seine Hemden wechselt.

Die vorstehenden Bemerkungen stehen in der westdeutschen Sportzeitung "Ful" und stammen von deren Wiener Korrespondenten, der vollständig recht hat.

Historischer Zeitungsartikel: Illustriertes Sportblatt, 6.3.1926

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