18.1.1919
"Bezugnehmend auf die in Ihrem gestrigen Blatte gegebene Anregung betreffend Hilfeleistung für die unbemittelte, notleidende Bevölkerung Wiens während der Zeit der gekürzten Brotquote, möchte ich folgenden Vorschlag machen:
Alle besser situierten Leute mögen ihr Schärflein in Form von Brot, Mehl jeder Gattung (auch Maismehl, Maisgries, Hülsenfrüchte) oder Kartoffeln beisteuern - Eine Reihe von hilfsbereiten Frauen verschaffe sich in jedem Bezirke ein leerstehendes Lokal, in welchem die Gaben unentgeltlich übernommen und ebenso an die Vorzeiger von gelben oder blauen Einkaufsscheinen abgegeben werden. - Der Schlüssel richtet sich nach der Zahl der Familienmitglieder. Die näheren Modalitäten bezüglich Zuweisung und Verteilung könnten für alle Bezirke in gleicher Weise geordnet werden. - Diejenigen Frauen, die sich in den Dienst dieser guten und notwendigen Hilfsaktion stellen wollen, bitte ich, sich behufs Rücksprache im Bureau, Wien, 1. Bezirk, Kärntnerring 3, im Hofe links, morgen Sonntag, in der Zeit von 10 bis 12 Uhr vormittags einfinden zu wollen."
Marianne Schreiber, 1. Bez., Kärntnerring 3WIR GRATULIEREN! MENSCHEN SCHREIBEN GESCHICHTE.
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