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HISTORISCHER ZEITUNGSARTIKEL:
Neueste Post

14.10.1932

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"Dann wird Europa in Flammen aufgehen."

Am Sonntag fand in Wien eine Kundgebung der sogenannten deutschvölkischen Verbände statt, bei der die Hakenkreuzler die Hauptrolle spielten. Es sollte eine Protestkundgebung gegen die Friedensverträge werden, es wurde aber hauptsächlich nur über die österreichische Regierung geschimpft und in maßlosen Uebertreibungen gemacht. Einzelne Redner taten so, als ob geradezu das Deutschtum in Oesterreich gefährdet wäre. Schrecklich! Die aufreizendste Rede hielt ein Ostpreuße namens Koch, natürlich ein Hakinger, der offensichtlich deshalb herabgeschickt wurde, um die "schlappen" Oesterreicher aufzupulvern, die nach der Meinung dieser Herren gerade daran sind, Franzosen zu werden. Dieser besagte Herr Koch schloß seine Rede mit folgenden Sätzen:

"Es muß Schluß gemacht werden mit der Wahnsinnspolitik; wenn sie das Deutschtum nicht leben lassen wollen, dann werden wir Schillers Mahnung befolgen und in den Himmel greifen, wo unsere Rechte unveräußerlich hangen. Dann aber wird Europa in Flammen aufgehen. Wir sprechen nicht von Abrüstung, weil wir Waffen haben wollen, um unsere Freiheit zu erkämpfen. Es lebe der Freiheitskampf der deutschen Revolution!"

Das ist glatter Wahnsinn, der aber leider in weiten Kreisen zur Methode geworden ist. In diesem Geiste, bemerkt sehr richtig das "Linzer Volksblatt", wird ein großer Teil der heutigen Jugend erzogen, die natürlich keine Ahnung hat von den furchtbaren Schrecken eines Krieges, namentlich eines kommenden Krieges. Die ganze Uniform- u. Waffenspielerei, das Umhermarschieren, die Geländeübungen u. dgl. haben natürlich keinen anderen Zweck, als die unreife Jugend für einen Krieg zu begeistern. Und viele Eltern sind scheinbar ganz damit einverstanden, daß ihre Kinder eines schönen Tages als Kanonenfutter in die Hölle des Krieges geschickt werden. Traurige Zustände!

Man komme uns wegen dieser unserer Stellungnahme nicht mit dem Vorwurf des Verrates am Volkstum. Auch wir verurteilen die ungerechten Friedensdiktate, auch wir protestieren gegen jede Willkür und Ungerechtigkeit gegenüber zur Minderheit gemachten Volksgenossen, aber wir stehen auf dem Standpunkt: deswegen darf nicht Europa, das noch so schwer unter den Kriegsfolgen leidet, in Flammen aufgehen, wie der Ostpreuße so forsch meinte. Wenn man gewisse Scharfmacher so leichtfertig vom Krieg reden hört, fühlt man sich lebhaft an die Zeit unmittelbar vor dem Ausbruch der Katastrophe im Jahre 1914 versetzt.

Damals hat man auch überall hören können: So kann es nicht weiter gehen, es muß etwas geschehen! Und dann ist etwas geschehen, daß uns Hören und Sehen verging, das uns heute noch mit Schaudern erfüllt, dessen Folgen wir noch Jahre und Jahre zu tragen haben werden. Heute würden sich so manche, die es damals nicht mehr aushalten zu können glaubten, die Finger abschlecken, wenn es ihnen nur halb so gut ginge als damals. Es ist ein frevelhafter Leichtsinn, heute inmitten der wirtschaftlichen Verelendung mit dem Gedanken an einen Vergeltungskrieg zu spielen.

Historischer Zeitungsartikel: Neueste Post, 14.10.1932

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