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Eine Sehenswürdigkeit, die bisher in vornehmer Abgeschlossenheit gehegt und gepflegt wurde, die Pferdedressur des einst kaiserlichen Marstalles, ist nun an gewissen Tagen in der Hofreitschule zu sehen. Schon der Raum, die zwei Stock hohe, blendendweiße Halle, ist ein Schaustück, ist eine der Merkwürdigkeiten der klassizistischen Baukunst, wie sie innerhalb des Stadtbildes von Wien noch viel zu wenig gewürdigt werden. In ein mild getöntes Licht ist die von vielen Säulen getragene Halle getaucht, an den Längswänden ziehen sich Estraden hin, bilden mit ihren goldgesäumten Samtdecken, mit ihren Damasttüchern einen vornehmen Farbenkontrast zu dem ockergelben feinen Sande der Manege. Im langgestreckten Parterre werden den Zuschauern die prächtigen und kostbaren Pferde aus dem einstigen kaiserlichen Marstalle - soweit noch vorhanden! - vorgeführt.

Man muß nicht Kenner sein, um entzückt zu sein von Haltung und Dressur der Tiere; der Kenner wird hohes Lob zollen, mit welcher Präzision und Eleganz die hohe Schule geritten wird, wie alle Künste der Pferdegelehrigkeit ausgeführt werden. Stilvolle, farbige Bilder ziehen vorüber, Reiter im Frack und Zweispitz, Pferde geschmückt mit goldenen Schabracken. Es gibt Künstler unter diesen Pferden, die sich ihrer Kunstfertigkeit bewußt scheinen, die mit Eitelkeit und Ehrgeiz zur Musik von Jagdfanfaren und Tanzweisen allerlei hyppische Künste aufführen. Überdies unterscheidet sich dies alles sehr wohl von den Darstellungen eines Zirkus, da es erfüllt ist von wahrhafter Noblesse und stilvollster Tradition.