5.8.1923
In den nächsten Tagen wird das österreichische Briefmarkengeld, das einen Uebergang zu den geplanten Metallmünzen bildet, zur Ausgabe gelangen. das neue Zahlungsmittel besteht aus einer flachen Hülse von einem Durchmesser von 37 Millimeter, also beiläufig von Talergröße, die eine österreichische Briefmarke von betreffender Wertstufe einschließt. Es gelangen zunächst die Abstufungen zu 29, 100 und 500 K zur Ausgabe; die Hülsen werden aus Zelluloid und Zellon sowie aus Aluminium, Tombakzink und Nickelzink hergestellt und erlauben im Bedarfsfalle ein Herausnehmen der Marke aus der Hülse zur Frankatur.
Die Hülsenmünzen haben ein Gewicht von ungefähr ein bis zwei Gramm, sind leichter als die alten österreichischen Hellerstücke, die fünf Gramm schwer waren. Die Herstellungskosten trägt eine zur Ausgabe des Markengeldes allein befugte Privatgesellschaft, welche gleichzeitig die Verwertung der Rückseiten der Geldhülsen zur Reklamezwecken durchführt, so daß dem Staat keinerlei Kosten aus der Ausgabe des Markengeldes erwachsen, im Gegenteil, die Verwendung der Briefmarken als Zahlungsmittel bildet für ihn einen erheblichen Münzgewinn, da ja nur ein verschwindend kleiner Bruchteil zu Frankaturzwecken Verwendung finden wird.
Das Markengeld wird durch die Trafiken, durch jene Firmen, welche ihre Reklame bestellt haben, und in Wien noch durch die Kassen der städtischen Unternehmungen in Kurs gesetzt. Eine Pflicht zur Annahme besteht freilich nicht. Als Einlösestelle, welche das Markengeld gegen Banknoten umtauscht, fungiert das oesterreichische Kreditinstitut für öffentl. Unternehmungen und Arbeiten, Wien, Seitzergasse.
Durch die Ausgabe des Markengeldes soll dem Kleingeldmangel, der sich besonders auf der Straßenbahn, in Trafiken und bei kleineren Einkäufen bemerkbar macht, abgeholfen werden. Eine Reihe von europäischen Staaten, in denen das Markengeld als Ersatz des Metallgeldes in Verkehr kam, haben damit gute Erfahrungen gemacht und überhaupt, es ist ein amerikanisches Patent, das in Amerika schon 1862, als große Knappheit an Zahlungsmitteln bestand, in Anwendung kam. Es ist also von Praktikern praktisch erprobt.
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