12.9.1925
In unserer letzten Nummer haben wir der Spielerunion wegen ihrer Untätigkeit Vorwürfe gemacht. Als das Blatt im Drucke war, waren die Vorwürfe bereits nicht mehr ganz gerecht, denn die Gewerkschaft der Spieler hatte inzwischen wieder einmal nach langer Zeit wenigstens ein Lebenszeichen von sich gegeben und die nachstehenden zehn Gebote für Fußballspieler erlassen.
Dagegen wäre gewiß nichts einzuwenden. Es scheint uns nur, daß diese Gesetzestafeln der Spielerunion noch sehr unvollkommen sind. Sie beziehen sich ebenso wie das in Aussicht gestellte Merkblatt lediglich auf das Verhalten auf dem Spielfelde selbst, lassen aber alles unberücksichtigt, was sich außerhalb des Spielfeldes zutragen könnte und leider auch oft genug zuträgt.
Die Spieler sind zu ihrem weitaus größten Teile noch immer von der Meinung durchdrungen, daß die Dinge heute noch genau so liegen wie vor zwei Jahren. Damals gab es noch keinen offenen Professionalismus. Die Spieler waren trotzdem natürlich darauf bedacht, möglichst große finanzielle Vorteile aus dem Spiele zu ziehen, und mußten bei guter Laune erhalten werden, wenn man ihre Tätigkeit auch weiterhin beanspruchte.
Aber, und das ist der große Unterschied, die Spieler hatten keinen rechtlichen Anspruch an den Verein, wenn ihnen dieser nichts mehr zahlen konnte oder wollte. Heute ist das anders. Die Spieler habe Verträge in der Hand, deren Erfüllung sie jederzeit einklagen können. Die Vereinsleitungen haben heute eine ganz andere Verantwortung auf sich und dem Vereine liegen als früher.
Und daher müssen sie sich es gestatten, auch den Spielern gegenüber etwas mehr an Rechten in Anspruch zu nehmen, das heißt, den Spielern auch ins Gedächtnis zu rufen, daß die Tätigkeit eines Spielers nicht gerade mit dem Einstreichen des Gehalts erledigt ist.
Es wäre sehr gut, wenn die Spielerunion auch in dieser Hinsicht auf ihre Mitglieder belehrend einwirken und sie darauf aufmerksam machen wollte, daß die Zeiten sich geändert haben und daß die Spieler heute ihrem Vereine gegenüber gewiß große Rechte, aber auch gleich große Pflichten haben, die auch mit einem fairen Spiel noch lange nicht erschöpft sind.
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