WIR GRATULIEREN! MENSCHEN SCHREIBEN GESCHICHTE

Startseite.

Schriftzug WIR GRATULIEREN! MENSCHEN SCHREIBEN GESCHICHTE


36 historische Zeitungsartikel gefunden

[ Übersicht & Neue Auswahl ]


Beitrag 2 von 36

Zurück | Vor

HISTORISCHER ZEITUNGSARTIKEL:
Illustriertes Sportblatt

12.9.1925

Historisches Logo der Zeitung »Illustriertes Sportblatt«

Die Gebote der Spielerunion.

In unserer letzten Nummer haben wir der Spielerunion wegen ihrer Untätigkeit Vorwürfe gemacht. Als das Blatt im Drucke war, waren die Vorwürfe bereits nicht mehr ganz gerecht, denn die Gewerkschaft der Spieler hatte inzwischen wieder einmal nach langer Zeit wenigstens ein Lebenszeichen von sich gegeben und die nachstehenden zehn Gebote für Fußballspieler erlassen.

  1. Sportliche Hochleistungen sind nur zu erreichen bei Enthaltsamkeit im Geschlechtsverkehre, von Alkohol und Nikotin.
  2. Jeder Spieler lasse sich so oft wie möglich, jedenfalls zweimal im Jahre, ärztlich untersuchen. Die Spielerunion nennt Euch ihren Arzt hierzu.
  3. Bei Unfällen auf dem Sportplatze ist es Pflicht der Kapitäne (auch der gegnerischen!), den Schiedsrichter um eine nötige Unterbrechung zu ersuchen.
  4. Ein Weiterspielen im verletzten Zustand schädigt die Gesundheit und bringt meist der eigenen Mannschaft mehr Schaden als Nutzen. Jedenfalls befrage man hierüber den behandelnden Arzt.
  5. Das Übertreiben von Folgen eines Zusammenstoßes ist unsportlich und bringt die Zuseher in unnötige Erregung und ist daher strengstens zu unterlassen.
  6. Vermeidet jede Derbheit und Rohheit. Spielt so, wie ihr es wünscht, daß der Gegner gegen euch spiele. Vermeintliche oder wirkliche Derbheit des Gegners zahlt nie mit gleicher Münze heim. Ihr setzt den Schädling ins Recht.
  7. Vermeidet alle Unkorrektheiten bei Freistößen des Gegners, besonders vermeidet das häßliche Wegstoßen eines aufgelegten Balles.
  8. Schützet die Autorität des Schiedsrichters, auch wo ihr ihn im Unrecht glaubt. Ihr dient nur so unserem höchsten Ziele: der Sportlichkeit.
  9. Benehmet euch auf dem Spielfelde so, daß ihr allen Zusehern ein sportliches Beispiel seid.
  10. Um Skandale zu vermeiden, bewahret Ruhe und Ordnung. Wirket auf aufgeregte Kameraden beruhigend und lasset euch bei den größten Beleidigungen mit dem Publikum in keine Debatten ein.

Dagegen wäre gewiß nichts einzuwenden. Es scheint uns nur, daß diese Gesetzestafeln der Spielerunion noch sehr unvollkommen sind. Sie beziehen sich ebenso wie das in Aussicht gestellte Merkblatt lediglich auf das Verhalten auf dem Spielfelde selbst, lassen aber alles unberücksichtigt, was sich außerhalb des Spielfeldes zutragen könnte und leider auch oft genug zuträgt.

Die Spieler sind zu ihrem weitaus größten Teile noch immer von der Meinung durchdrungen, daß die Dinge heute noch genau so liegen wie vor zwei Jahren. Damals gab es noch keinen offenen Professionalismus. Die Spieler waren trotzdem natürlich darauf bedacht, möglichst große finanzielle Vorteile aus dem Spiele zu ziehen, und mußten bei guter Laune erhalten werden, wenn man ihre Tätigkeit auch weiterhin beanspruchte.

Aber, und das ist der große Unterschied, die Spieler hatten keinen rechtlichen Anspruch an den Verein, wenn ihnen dieser nichts mehr zahlen konnte oder wollte. Heute ist das anders. Die Spieler habe Verträge in der Hand, deren Erfüllung sie jederzeit einklagen können. Die Vereinsleitungen haben heute eine ganz andere Verantwortung auf sich und dem Vereine liegen als früher.

Und daher müssen sie sich es gestatten, auch den Spielern gegenüber etwas mehr an Rechten in Anspruch zu nehmen, das heißt, den Spielern auch ins Gedächtnis zu rufen, daß die Tätigkeit eines Spielers nicht gerade mit dem Einstreichen des Gehalts erledigt ist.

Es wäre sehr gut, wenn die Spielerunion auch in dieser Hinsicht auf ihre Mitglieder belehrend einwirken und sie darauf aufmerksam machen wollte, daß die Zeiten sich geändert haben und daß die Spieler heute ihrem Vereine gegenüber gewiß große Rechte, aber auch gleich große Pflichten haben, die auch mit einem fairen Spiel noch lange nicht erschöpft sind.

Historischer Zeitungsartikel: Illustriertes Sportblatt, 12.9.1925

Erzählen SIE uns von früher. Wir veröffentlichen Ihre Geschichte.

Diese Seite an jemanden senden






Zurück | Vor


XHTML | CSS|

WIR GRATULIEREN! MENSCHEN SCHREIBEN GESCHICHTE.

Ein DER LICHTBLICK Projekt.