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HISTORISCHER ZEITUNGSARTIKEL:
Wiener Allgemeine Zeitung

24.12.1918

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Das Fest des Friedens.

Seit vier Jahren, da sich von einem Weihnachtsfest zum anderen die Hoffnung der Menschen auf den Ausgang des blutigen Ringens knüpfte, ist es endlich die Weihnacht 1918, welche uns vor die Erfüllung des sehnlichsten Wunsches stellt: Friede auf Erden! Der formelle Friedensvertrag ist noch nicht unterzeichnet, noch gärt es in allen Landen, aber die wütend erregten Wogen der Leidenschaft sinken und glätten sich allmählich, an die Stelle vernichtender Waffen ist das verhandelnde, menschenverbindende Wort getreten. Das ist die große Entscheidung dieses Jahres, die auch wir trotz aller Bedrängnis, die diese Tage noch sehen, glückverheißend empfinden. Das Fest, das den Frieden unter den Menschen feiert und symbolisiert, konnte daher schon lange nicht mit so tiefer und echter Inbrunst begrüßt werden.

Es ist heuer nicht der auf Land und Volk begrenzte, in enger lokaler oder nationaler Beschränkung begangene winterliche Feiertag, sondern das Fest in seiner tiefen Weihe und symbolischen Größe wird in diesem Jahr zur Angelegenheit der Menschheit als ganze und geschlossene Einheit, die sich nach Jahren der erbittertsten Fehde und des gewaltigsten Kampfes, den die Geschichte kennt, um neu erkannte und allgemein geachtete Ideale vereint. Als Fest des Friedens im weitesten und umfassendsten Sinne des Wortes soll diese Weihnacht gefeiert werden, und ihr milder Gedanke und tiefer Gehalt von Menschenliebe und Menschenfriede wird sich unaufhaltsam von Land zu Land und von Volk zu Volk verbreiten.

Nicht Religion allein, auch Politik mag darin zu erkennen sein, aber was wäre der Wert und Nutzen aller Religion, würden ihre Feste gedanken- und empfindungslos begangen werden und würden sie nicht im entscheidenden Augenblick die Probe auf ihre segensreiche Wirkung auf die Seelen und die Herzen der Lebenden bestehen. Versöhnende Gewalt, rührenden Einfluß dort, wo heute noch Trotz und Dünkel herrschen, erhoffen wir von dem mildesten aller Feste, das im deutschen Lande, wo es stets die liebevollste Annahme fand, in diesem Jahre nur unter den schwersten Einschränkungen begangen werden kann.

Aber die geringsten Lichtlein auf einigen spärlichen Tannenzweigen werden hier der Freude genügen, wenn dort, wo stattliche Christbäume im Lichterschmuck prangen, der Sinn für die Not des Anderen nicht erlischt. Gerechtigkeit und Demokratie waren die Schlagworte, für die unsere einstigen Feinde den Kampf führten; es ist heute die Hoffnung der Menschheit, daß sie dieser Leitgedanken nicht vergessen, da uns das eben angehende milde Fest dem nahen Frieden entgegenführt.

Historischer Zeitungsartikel: Wiener Allgemeine Zeitung, 24.12.1918

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