WIR GRATULIEREN! MENSCHEN SCHREIBEN GESCHICHTE

Startseite.

Schriftzug WIR GRATULIEREN! MENSCHEN SCHREIBEN GESCHICHTE


218 historische Zeitungsartikel gefunden

[ Übersicht & Neue Auswahl ]


Beitrag 14 von 218

Zurück | Vor

HISTORISCHER ZEITUNGSARTIKEL:
Innsbrucker Nachrichten

6.10.1915

Historisches Logo der Zeitung »Innsbrucker Nachrichten«

An die Mütter und Hausfrauen Innsbrucks.

Es beginnt nun der zweite Kriegswinter (15. Kriegsmonat). Die Not der unbemittelten Bevölkerungsschichten wächst mit jedem neuen Kriegstage. Die Familien der Eingerückten bekommen zwar den staatlichen Unterhaltsbeitrag, doch bei der jetzigen Teuerung deckt er vielfach nicht mehr den Bedarf. Viele Frauen, die früher mit dem Verdienst des Mannes und dem staatlichen Unterhaltsbeitrag schlecht und recht das Auslangen fanden, sind deshalb nun gezwungen, selbst einen Erwerb zu suchen, um sich und ihre Kinder zu erhalten.

Müttern neugeborener Kinder ist auch das häufig unmöglich, da das kleine Wesen bei der herrschenden Ueberfüllung der Krippenanstalten dort nicht immer Aufnahme finden kann. Man muß deshalb trachten, ihnen wenigstens das eine oder andere ihrer Kinder abzunehmen.

Um, sei es auch nur einem kleinen Kreise der Mütter Erleichterung zu schaffen, wurde am 28. Dezember 1914 das Innsbrucker Kriegskinderheim gegründet. Aufnahme finden Kinder im Felde stehender Soldaten oder solcher Eltern, die durch den Krieg in Not geraten sind. Wie sehr diese Einrichtung dem Bedürfnis entspricht, beweist die Zahl der Aufnahmen, die von anfangs 15 seither auf 30 gestiegen ist. Anmeldungen liegen mehr als 60 ein.

Bisher war das Kriegskinderheim im Hause Fallmerayerstraße 12 untergebracht, wo der Turnverein in dankenswerter Weise einen Saal dafür zur Verfügung gestellt hatte. Da das Lokal nun vom Militär übernommen wurde, fand das Kriegskinderheim durch die wohlwollende Fürsorge der Statthalterei und der Universität Unterkunft im Gärtnerhause des alten botanischen Gartens, Angerzellgasse 12.

Gelegentlich des Umzuges mußte das Kinderheim erweitert werden. Dabei macht sich vor allem ein gänzlicher Mangel an geeigneten Möbeln für das Zimmer der Kleinen fühlbar. Auch würden die kleinen Kinder Wolldecken für den Nachmittagsschlaf benötigen. Im Vertrauen auf die Opferwilligkeit der Mütter und Hausfrauen Innsbrucks ergeht an sie die herzliche Bitte, unserer Soldatenkinder im Kriegskinderheim zu gedenken.

Jetzt muß ja jede Hausfrau ihr Haus nach entbehrlichen Woll- und Metallsachen durchsuchen; vielleicht findet sich da auch manches was unsern Kleinen dienen könnte. Vor allem wäre das Kriegskinderheim für folgende Gegenstände dankbar: Kindertische, Kindersessel, Fußbänke aus Holz oder Stroh, Wolldecken und auch Wäsche für Knaben und Mädchen im Alter von 3 - 12 Jahren. Sehr erwünscht wäre die leihweise Ueberlassung eines nicht zu ausgespielten Pianos und einer Kinderhobelbank.

Die Anmeldungen werden erbeten unter der Adresse Kriegskinderheim, Angerzellgasse 12. Auf Wunsch werden die gewidmeten Sachen abgeholt. Geldspenden (einmalige oder Monatsspenden), deren das Kriegskinderheim gleichfalls dringend bedarf, werden mit großem Danke in der Tabaktrafik Neßler, wo ein Zeichnungsbogen aufliegt, aus Gefälligkeit entgegengenommen.

Möge dieser Hilferuf bei den Müttern und Hausfrauen Innsbrucks Gehör finden. Sie bekunden damit ihre Dankbarkeit gegenüber unseren Soldaten, die durch heldenmütigen Kampf und geduldiges Ertragen der größten Strapazen und Entbehrungen uns vor den Schrecken des Krieges bewahren und gegenüber den Frauen und Kindern unserer Krieger, die, wenn auch weit hinter der Front, die Not des Krieges schon recht unmittelbar kennen gelernt haben.

Nehmen wir uns also mit aller Kraft derjenigen an, die unseren Soldaten das Liebste auf der Welt sind - ihrer Kinder!

Historischer Zeitungsartikel: Innsbrucker Nachrichten, 6.10.1915

Erzählen SIE uns von früher. Wir veröffentlichen Ihre Geschichte.

Diese Seite an jemanden senden






Zurück | Vor


XHTML | CSS|

WIR GRATULIEREN! MENSCHEN SCHREIBEN GESCHICHTE.

Ein DER LICHTBLICK Projekt.