23.8.1945
London, 22. August
Der Berichterstatter des Londoner Rundfunks Patrick Smith kabelt aus Wien: Man darf die österreichische Widerstandsbewegung nicht mit ähnlichen Bewegungen in anderen Ländern vergleichen. Die geographische Lage Österreichs hat jeden Kontakt mit den Alliierten äußerst gefährlich gestaltet. Es darf auch nicht vergessen werden, daß Unterdrücker und Unterdrückte in Österreich die gleiche Sprache sprachen, wodurch eine weit strengere Überwachung als in anderen Ländern ermöglicht wurde.
Ich habe mit jungen Österreichern gesprochen, die zweifellos von den wenigen ihnen zur Verfügung gestandenen Waffen den bestmöglichen Gebrauch machten. Neben einigen wenigen Gewehren und Pistolen waren diese Waffen Sabotage, Arbeitsverschleppung, Volksaufklärung, Flugschriften- und Nachrichtenverbreitung von Mund zu Mund sowie Propaganda in den Reihen der Wehrmacht. In Wien wurden während des Krieges 500 Menschen wegen Hochverrats zum Tod verurteilt.
Von den vielen Einzelheiten, die mir bekannt geworden sind, möchte ich erwähnen, daß die Reichsbrücke durch Eingreifen der Österreichischen Widerstandsbewegung vor der Zerstörung gerettet wurde. Andere Donaubrücken konnten nicht mehr vor der Zerstörung gerettet werden. Die Leichen von 14 Österreichern der Widerstandsbewegung wurden auf der Floridsdorfer Brücke als Warnung aufgehängt. Es gab überall isolierte Gruppen, die die Zerstörung der deutschen Kriegsmaschine durch Sabotage und andere Mittel beschleunigten.
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