28.6.2005
14.6.1909
Nach alter Tradition wurde gestern in allen Kirchen der - ehemaligen - Wiener Vorstädte das Fronleichnamsfest gefeiert und wie immer wetteiferten die verschiedenen Pfarren untereinander, die Prozession in möglichst würdiger und prunkvoller Form zu veranstalten. Leider war aber gestern das Wetter dem Umzuge im Freien nicht günstig. Ein eisiger Wind fegte durch die Straßen, der den schön frisierten und zumeist mit leichten, duftigen Gewändern bekleideten weißen Mädchen recht übel mitspielte, und nach 10 Uhr fielen die ersten großen Tropfen als Vorboten eines länger anhaltenden Gußregens, so daß viele der Prozessionen knapp die schützende Kirche erreichten, ohne vom Regen erwischt zu werden.
In vielen Pfarren war Militär zur Fronleichnamsprozession ausgerückt, welches bei den vier Altären Generaldechargen abgab. Ueberall schritten die Vertreter der Gemeinde des Bezirkes und der staatlichen Behörden mit im Zuge. Die Gemeinderäte trugen ihre neuen Ketten. Bezüglich der den Zug begleitenden Musikkapellen muß bemerkt werden, daß der alte Uebelstand, Musikstücke aufzuspielen, die dem Charakter der Feier durchaus zuwiderlaufen, leider noch immer nicht gänzlich ausgerottet ist. In einem Bezirke - wir wollen seinen Namen nicht anführen - spielte eine Knabenhortkapelle sogar das ins Marschtempo übersetzte alte Schullied "Fuchs, du hast die Gans gestohlen". Derartige Dinge sollten doch nicht mehr vorkommen.
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