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Gratulationsbild von Maria Hurnaus
Foto: © Privat
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8.2.2006

Rohrbacher Rundschau

Maria Hurnaus, 80. Geburtstag

Maria Hurnaus, Diendorf, ist 80 Jahre alt.
Gratulationsartikel: Rohrbacher Rundschau, 8.2.2006

Historisches Logo der Zeitung »Reichspost«

14.2.1926

Reichspost

Die Frauen und Frau Musica.

Die Behauptung von der Unfähigkeit der Frau, ein wahrhaft großes, geniales Kunstwerk hervorzubringen, wird bis zum Ueberdruß wiederholt. Daß wir bisher kein künstlerisches "standard-work" besitzen, das eine Frau geschaffen, ist wohl eine unleugbare Tatsache - allein in der Begründung dieser Tatsache gehen die Meinungen weit auseinander.

Die einen sprechen der Frau überhaupt die Fähigkeit ab, zur Höhe genialen Kunstschaffens emporzusteigen. Die anderen erklären ihr bisheriges Versagen durch die Gebundenheit und ungenügende Bildungsmöglichkeit, die bis zur jüngsten Vergangenheit das Los des weiblichen Geschlechtes gewesen. Die Zukunft, in der der Frau eine ganz neue, unabhängige, individuelle Rolle vorbehalten scheint, soll es erweisen, welche Ansicht die richtige gewesen.

Wenn wir aber von jenen Höchstleistungen absehen, die ja überhaupt nur als kostbarste Ausnahmen in der Menschheitsgeschichte aufleuchten, haben Frauen in Dichtung, Malerei und Plastik vollwertiges geleistet. Dagegen ist die Musik, diese aller Erdenschwere entrückte Himmelstochter, vom schöpferischen Genius des Weibes fast unberührt geblieben.

Rezeptiv aber ist das Verhältnis der Frauen zur Musik das denkbar innigste; als Musikerinnen und Sängerinnen haben sie sich zur feinsten und vollendetsten Interpretation aufgeschwungen, wie sie andererseits auch ein begeistertes, kunstverständiges Auditorium abgeben. Ihre Meisterschaft in der reproduzierenden Kunst des Musizierens bewähren die Frauen nunmehr auch als Orchestermitglieder. Wien besitzt ein weibliches Sinfonieorchester das dem altbewährten Ruf der Donaustadt als Heimat der unübertroffenen Philharmoniker Ehre macht.

Diese Vereinigung musikbegeisterter Frauen hat sich anfänglich nur mit großen Schwierigkeiten durchsetzen können. Es ist immer wieder derselbe Konkurrenzkampf, der ausgetragen werden muß, wenn neue Elemente auf den Plan treten. In vielen Kapiteln der Frauenbewegung kann man ähnliches finden. - Jetzt aber hat das Frauenorchester seine Existenzberechtigung erwiesen und mit jedem neuen Konzert zeigt es von seinem künstlerischen Wert.

Es ist eine Freude, diese wohldisziplinierte Schar von Frauen zu sehen, die aus idealer Kunstliebe, oft mit großen Opfern, zu den vielen, zeitraubenden Proben kommt und ihre Konzerte auf einem hohen Niveau erhält, obwohl sie ihnen kaum einen materiellen Lohn bringen. Das Streichorchester ist ausschließlich in weiblichen Händen; die erste Violine spielt Frau Sebenk-Lechner, die würdige Schülerin des Altmeisters Hellmesberger, heute selbst im Silberhaar, aber voll jugendlichem Feuer und in der Vollkraft ihrer Kunst. Ist ein Vollorchester notwendig, so stellen die Philharmoniker in kollegialer Bereitschaft die Bläser bei, einer der ihren - Lehnert - ist ja auch der ausgezeichnete Dirigent des weiblichen Orchesters.

Jüngst hat dasselbe die Komposition einer Frau zur Aufführung gebracht, die auch auf dem Gebiete des musikalischen Schaffens, das für die Frau bisher noch zumeist Neuland gewesen, eine Eroberung dieses Neulandes bedeutet. Elsa Wellner hat Stellen aus Rabindranath Tagores tiefsinnigem Poem "Der Gärtner" vertont.

Orchester und Gesang versetzen uns in die schwermütige, leidenschaftslose, an die Urgründe alles Seins leise herantastende Eigenart dieser indischen Dichtung. Die Komponistin hat sich in echt weiblicher Anpassungsfähigkeit in die Mentalität Tagores eingefühlt und dies in charakteristischen, klangschönen Melodien wiedergegeben. Ihre Komposition und deren Wiedergabe sind ein Ehrenblatt in der Geschichte des Verhältnisses der Frauen zu Frau Musika.

L. M.

Historischer Zeitungsartikel: Reichspost, 14.2.1926

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