Lemberg, 13. Februar.
Gestern erreichten die Demonstrationen der Arbeitslosen einen sehr bedenklichen Grad. Tausende durchzogen die Stadt und verübten auf dem Marktplatze die bereits gemeldeten Exzesse, die hauptsächlich auf die Plünderung der Schnapsläden hinausgingen.
Infanterie und Kavallerie mußten ausrücken, um endlich in der Nacht volle Ruhe zu schaffen. Bei den Zusammenstößen wurden mehrere Polizeileute und auch der Abg. Breiter verletzt. Stürmisch fordern die Lemberger Blätter, die Regierung möge den versprochenen Notstandskredit von anderthalb Millionen Kronen für Galizien möglichst rasch auszahlen. Die in Lemberg in Aussicht genommenen Notstandsbauten sollen sofort beginnen.
Die Exzesse sind natürlich nur zum Teile von wirklichen Arbeitslosen verursacht; diesen hat sich das gewisse Großstadtgesindel angeschlossen. So befanden sich unter den 120 in den letzten Tagen Verhafteten 70 wiederholt abgestrafte und polizeibekannte Individuen. Heute ist in Lemberg Markttag, infolgedessen hat die Behörde besondere Vorsichtsmaßregeln getroffen. Seit den frühen Morgenstunden patrouilliert Militär durch die Stadt und duldet keinerlei Ansammlung.
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