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Gratulationsbild von Theodor Pfoser
Foto: © Privat
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ARTIKEL:

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17.5.2006

Rohrbacher Rundschau

Theodor Pfoser, 80. Geburtstag

Theodor Pfoser, Klaffer 21, ist 80 Jahre alt.
Gratulationsartikel: Rohrbacher Rundschau, 17.5.2006

Historisches Logo der Zeitung »Reichspost«

16.5.1926

Reichspost

Die Krise der Heimarbeit.

Ueberangebot an Luxusarbeiten. - Die verschlossenen Auslandsmärkte. - Neue Möglichkeiten.

Ueber den gegenwärtigen Stand der kunstgewerblichen Heimarbeit erhalten wir folgende interessante Mitteilungen: Leider macht sich gegenwärtig unter den Heimarbeiterinnen eine starke Arbeitslosigkeit geltend. Bei den Arbeitsvermittlungen sind zahllose allen Ständen angehörige Frauen angestellt, die sich um Arbeit bewerben. Sehr groß ist auch in den Tageszeitungen das Angebot an kunstgewerblichen Arbeiten, Luxuswäsche, Gegenständen zur Ausschmückung des Heimes und dergleichen mehr.

Die Nachfrage kommt dem Angebot in keiner Hinsicht nach und der Absatz namentlich von Luxushandarbeiten ist sehr schleppend. Die Schuld an diesen Zuständen wird vielfach in der Oeffentlichkeit den unklaren Verhältnissen hinsichtlich des Berechtigungswesens auf dem Gebiet der Heimarbeit zugeschoben. Namentlich aus Kreisen der Kunstgewerblerinnen wird die Ansicht geltend gemacht, daß die Berechtigung zum Unterricht in gewissen höheren Gattungen der Heimarbeit, z. B. der Nadelmalerei, der hochwertigen Filetarbeiten, der Dekorationsmalerei und dergleichen nur solche Personen berechtigt sind, die eine kunstgewerbliche Lehranstalt absolviert haben.

Dadurch würde eine höhere Qualität dieser Arbeiten und damit auch bessere Absatzmöglichkeiten erzielt werden. Diesen Forderungen ist eine gewisse Berechtigung nicht abzusprechen, doch lassen sie sich in der Praxis nur schwer durchsetzen. Die kunstgewerbliche Heimarbeit stellt heute einen unentbehrlichen Haupt- oder Nebenverdienst zahlreicher Mittelstandsfrauen dar. Viele von diesen Frauen haben sich durch künstlerische Anlage, durch Geschmack und lange Uebung eine außerordentliche Fertigkeit in verschiedenen Techniken erworben, zu denen sonst eine kunstgewerbliche Schulung notwendig ist.

Man kann es ihnen nicht verwehren, wenn sie ihre Kenntnisse an Frauen und Mädchen ihres Bekanntenkreises weitergeben, die oft nicht Zeit und Geld zum Besuch von Fachschulen haben. Die künstlerische Heim- und Handarbeit ist eben kein Beruf, sondern eine freie Tätigkeit, bei der es mehr auf die Güte der Leistung, als auf Prüfungszeugnisse ankommt. Immerhin werden Frauen, die in Zukunft künstlerische Handarbeit als Lebenserwerb betreiben wollen, gut tun, sich eine möglichst gründliche fachliche Bildung zu erwerben.

Von vielen Frauen, die Heimarbeit betreiben, wird leider die Konjunktur nicht richtig eingeschätzt. In Geschäften und Salons und bei den zahlreichen Handarbeitsausstellungen herrscht ein Ueberangebot von kostbaren und zeitraubenden Zierarbeiten. Da ist vor allem die en masse verfertigte Luxuswäsche aus Crepe de Chine und Batist, mit feinen Spitzen und Hohlsäumen verziert, da sind Gold- und Silberspitzen, kostbare Tischdecken, Pölster, handgemalte Schleier und Schals und tausenderlei gebatikte, gestickte, geschnitzte und gemalte Nippsachen.

Diese hübschen und reizenden Dinge, in denen der gute österreichische Geschmack Triumphe feiert, werden aber, wie alle Geschäftsleute bezeugen, wenig gekauft. Der Mittelstand braucht sein Geld für die notwendigen Lebenserfordernisse, die vermögenden Kreise aber sind damit saturiert. Dann schließlich ist ja eine schöne Tischdecke oder ein Polster, oder ein Lambrequin nicht eine Sache, die man alle zwei Monate auswechselt. Auch im Ausland, das in den ersten Nachkriegsjahren nach österreichischen Handarbeiten förmlich unersättlich war, ist die Nachfrage viel geringer geworden.

Die Aktionen, die namentlich in den skandinavischen Ländern die Vermittlung solcher Handarbeiten besorgten, sind allmählich eingeschlafen. In Frankreich und neuestens auch in Holland macht sich sogar eine entschiedene Abwehrbewegung gegen die Einführung fremdländischer Luxushandarbeiten geltend. Nur Amerika bietet noch ein einigermaßen dankbares Absatzgebiet. Sind also die Aussichten für die feinen kunstgemäßen Arbeiten, die von den Frauen am liebsten betrieben werden, gering, so ist doch die Nachfrage nach Wäsche, nämlich nach einfacher, aber hübsch ausgeführter Bett- und Leibwäsche verhältnismäßig eine bessere.

Auch geschickte Monogrammstickerinnen finden noch Arbeit; ebenso bietet die Wollmode noch Verdienstmöglichkeiten.

Historischer Zeitungsartikel: Reichspost, 16.5.1926

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