K. Seit kurzer Zeit sind die Dienste weiblicher Hilfskräfte auch bei der Aufrechthaltung der nächtlichen Sicherheit in Wien in Anspruch genommen. Die Wach- und Schließgesellschaft hat eine Kolonne von 150 weiblichen Bediensteten angestellt, die die Stellen der einberufenen Wächter versehen. Mit Laternen und Revolvern versehen, manchmal auch von schützenden Wachhunden begleitet, erfüllen nun die weiblichen Nachtwächter ihre Aufsichtspflichten. In bestimmten Gruppen, auch bei Tage, haben die Frauen die zugewiesenen Rayons zu bewachen, Warenlager, Plätze und Geschäftslokale zu beaufsichtigen.
Die Wächterinnen werden natürlich für ihren Dienst in mehrmonatlicher Ausbildung entsprechend geschult, wobei sie auch die Handhabung der Schußwaffe erlernen. Man ist mit ihnen derart zufrieden, daß auch nach dem Kriege die Möglichkeit besteht, sie im Dienste zu belassen. Eine Anzahl ist in der Inneren Stadt und den anderen Bezirken ständig beschäftigt.
Schon vor Jahren hatte der unvergeßliche Humorist Josef Modl in einem Vortrage über die "Verweiblichung der Berufe" mit der vielbelachten Seufzerpointe geschlossen: "Zuletzt krieg'n mir no an weiblichen Nachtwächter!" ... Die scherzhafte prophezeiende Ahnung des Parodisten hat sich nun im Kriegsjahre 1916 erfüllt.
Text der historischen Werbung:
Fünfhaus, am Neubaugürtel
Haus Nummer 15, Wien,
Dort zieht's wohl jede hin;
Die Firma ist nicht neu mehr,
Besteht fünfundzwanzig Jahr',
Das ist das beste Zeichen,
Daß es reel stets war.
Frau Marie Then, Modistin,
Ist heut' bekannt in Wien,
Dort laufen alle Damen ein,
Ob Arm, ob Reich, ob Groß, ob Klein,
Und alles ist zufrieden,
Der Kundenkreis ist groß.
Ein' Hut aus dem Modisteng'schäft
Find't jedermann famos;
Ist heut die Red' wo von ein Hut,
Gewiß ein jedes fragen tut:
(Refrain) Die feschesten Damen, die geh'n heut' in Wien
Zur Frau Marie Then, ins Modisteng'schäft hin,
Dort kriegt ma a Hüterl elegant, nobel, fein,
Und d'Hauptsach ist: "Billig tut's sein!"
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