18.1.2006
19.1.1921
Der panamerikanische Buchhändlerkongreß, der zurzeit in Chikago tagt, hat sich in nicht eben galanter Weise über den Geisteszustand der modernen Amerikanerin ausgesprochen. Bei der Ansprache wurde von den alle Teile des Landes repräsentierenden Buchhändlern einstimmig festgestellt, daß das amerikanische junge Mädchen, wenn man von seinem literarischen Geschmack auf seine Intelligenz schließen darf, als eine geistige Null bezeichnet werden müsse.
Die Verkäufer der Buchhandlungen hätten in ihrer langjährigen Praxis die Erfahrung gemacht, daß sich der geistige Ehrgeiz der jungen Damen mit ihren bis zu den Knien reichenden Röcken daran genug sein lasse, ihren Puppengesichtern durch das Tragen einer wuchtigen Hornbrille ein gelehrtes Aussehen zu geben; sobald sie aber ihre, die seichteste Literatur betreffenden Bestellkarten abgeben, könne man über die unglaubliche Oberflächlichkeit der Käuferinnen nicht länger im Zweifel sein.
Eine junge Dame, die sich für die Prüfung als Lehrerin der englischen Sprache vorbereitete, hielt, wie einer der Kongreßteilnehmer erzählte, für diesen Zweck nichts so geeignet, wie ein Buch, das von ihr als die "vier Reiter mit der Gesichtsrose" bezeichnet wurde, und als dessen Verfasser sie den "spanischen Höhlenmenschen" nannte.
Steht der Wunsch einer Schönen aber einmal nach einem Werk der Dichtkunst, so darf man sicher sein, daß sie ihren Wunsch in die Worte kleidet, "irgend etwas Ulkiges und Tolles" zu erhalten. Im übrigen wurde von den Buchhändlern festgestellt, daß das Verlangen nach Kriegsbüchern gegenwärtig nicht entfernt mehr so lebhaft ist, wie noch vor einem Jahre. Dafür verschlingt das Publikum heute Werke über Spiritismus, Okkultismus, und vor allem über die "Kunst des Gedankenlesens".
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