5.7.2005
28.6.1925
Als für das Heilige Jahr der Plan auftauchte, den St.Peters-Dom zu den Heiligsprechungsfeiern festlich zu illuminieren, entschied sich der Papst gegen die elektrische Beleuchtung und für die Durchführung einer Illumination mit Pechpfannen und Fackeln, die dann jenes grandiose Schauspiel schuf, die das Entzücken der Hunderttausende von Zeugen aus allen Nationen der Erde wurde. Friedrich Donauer schreibt dazu im Luzerner "Vaterland":
"Der Papst ist keineswegs dagegen, die Fortschritte der Technik den Kirchen- und Kultzwecken dienstbar zu machen; so hat er auch ohne weiteres das Anbringen von Lautsprechern in der Peterskirche angeordnet; diese wurden dann auch bei Anlaß der jüngsten Heiligsprechung benützt und leisteten ausgezeichnete Dienste. Aber es muß doch immer wiederholt werden: Wie nicht alles, was alt ist, deswegen gut ist, weil es alt ist - so ist umgekehrt auch nicht alles Neue gut und auch nicht alles Neue schön. Insbesondere mit den elektrischen Beleuchtungseffekten wird arger Mißbrauch getrieben.
Wenn in Kirchen elektrische Beleuchtungskörper, Lichtgirlanden und dergleichen angebracht werden, sollte unbedingt der gute Geschmack oder der Rat eines Kundigen wegleitend sein. Der gute Wille allein genügt nicht, sondern ist imstande, grellste und barbarische Wirkungen hervorzurufen. In dieser Beziehung ist an Maialtären, Tabernakeln usw. viel - man muß das Wort schon anwenden - viel gesündigt worden. Als Beleuchtungskranz um alte, fein abgetönte Bilder oder architektonische Kunstwerke wirken elektrische Glühbirnen nervenpeinigend, die Augen belästigend - es sei denn, daß die Entfernung vom Beschauer sehr groß oder die Glühbirnen auf irgend eine Weise in ihrer Wirkung abgedämpft sind.
Das Schlimmste in dieser Hinsicht sind die färbigen, z. B. im Wechsel rot und weiß angeordneten Lampen. Wie kitschig dies wirkt, kann man an jedem Kinoeingang sehen. Wenn man an einem großen Wallfahrtsort der katholischen Schweiz erleben muß, daß man seine Augen während der ganzen Dauer eines Gottesdienstes nicht zum Chore wenden darf, weil von dorther ununterbrochen die grellen elektrischen Lichtblitze einiger Dutzend um einen Reliquienschrein angeordneter Glühbirnen stechen, so ist dies nicht nur beklagenswert, sondern höchst unerträglich.
Es wäre sehr zu begrüßen, wenn die Entscheidung des Papstes in der Angelegenheit der Beleuchtung des Petersdomes auch in unseren Gegenden beachtet würde. Es könne in künstlerischer Hinsicht nur von größtem Vorteil sein, wenn jene, die hier jeweilen Entscheidungen zu treffen haben, sich nach dem klassisch geschulten, guten und feinen Geschmack des Papstes richten würden, statt nach dem Urteil irgend eines Monteurs oder Installateurs.
Man ist davon abgekommen, Blechkränze auf Gräber zu legen; man wendet sich mit Entsetzen von dem Gedanken ab, eine schöne Kirche mit Wellblech oder mit Eternit zu decken - und dies alles mit Recht, denn die Dauerhaftigkeit der Wirkung hat mit der Schönheit der Wirkung nicht das Geringste zu tun, im Gegenteil: steht gewöhnlich im umgekehrten Verhältnis zu ihr. Diese Erfahrung und diese Regel trifft aber auch im allgemeinen zu für die Verwendung und Anordnung elektrischer Lichtquellen zu künstlerischen Zwecken."
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