17.5.2006
14.5.1926
In Wien wird seit einigen Tagen ein Flugzettel des Verbandes der nationaldeutschen Juden kolportiert, der gegen die Sammlungen für den Keren Hajessod Stimmung machen will. In dem Zettel heißt es:
Deutschfühlende Juden! Für ein Land in Asien, für ein phantastisches Gebilde, für eine englische Kolonie sollen wie im Zeichen eigener bitterster Not, über eine halbe Milliarde Kronen angesichts der fünftausend arbeitslosen bodenständigen Wiener Juden, hergeben!
Wehrt euch eurer Haut, deutsche Juden! Keinen Groschen für Palästina! Alles für die bodenständigen, darbenden Arbeitslosen jüdischen Glaubensbekenntnisses!
Werdet Mitglieder des Verbandes nationaldeutscher Juden, des Verbandes der bodenständigen Juden! Jüdische Arbeitslose, tretet in unsere Reihen, damit nicht bodenständiges Geld, das euch vor bitterster Not schützen könnte, aus dem Lande geht!
Man hat noch nichts davon vernommen, daß die nationaldeutschjüdischen Verbändler ein besonderes Interesse für die jüdischen Arbeitslosen an den Tag gelegt hätten. Auf den Gedanken, daß in Palästina Arbeitsgelegenheit für alle Juden geschaffen wird, kommt so ein Nationalverbändler nicht. Aber zur Hetze reicht das bisschen Gehirn und zur Anbiederung an das Hakenkreuz.
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