Nun setzt auch in Oberösterreich eine planmäßige Förderung der Landes- und Kunstkunde ein; in der von Professor Dr. Adalbert Depiny seit kurzem herausgegebenen Zeitschrift "Heimatgaue" sammeln sich die der Erforschung der oberösterreichischen Geschicht-, Landes- und Volkskunde dienenden Bestrebungen und Kräfte. Wer die Fülle an Volkskunst und Volkskultur in Oberösterreich kennt und zu würdigen weiß, dem wird diese von Idealismus erfüllte Zeitschrift ebenso nützlich wie willkommen erscheinen.
Denn mehr als irgendwo ist der Heimatsgedanke in Oberösterreich lebendig. Heimatsliebe ist einer der hervorstechendsten Züge des an seiner Scholle hängenden, eigenbrötlerisch veranlagten Oberösterreichers.
Dr. Depiny hat einen Kreis von fachlich zuständigen und wissenschaftlich geschulten Mitarbeitern vereinigt; so nehmen die bisher erschienenen Hefte einen erfreulich hohen und bemerkenswert gediegenen Rang ein. Die Pflege und Erhaltung heimatlicher Art war bisher, wie Professor Depiny in eine Aufsatz ausführt, am regsten im Innviertel im Gange. Braunau, Schärding und Ried sind Horte für die Innviertler Heimatkunde geworden.
Diese einzelnen lokalen Vereinigungen und Sammlungen sollen nun in der neuen Zeitschrift ihr publizistisches Organ finden, und so wird sich aus den Spalten der "Heimatgauhefte" Einblick in das Heranreifen der Heimatpflege ergeben. Im zweiten Hefte findet man eine Übersicht über die prähistorische Bedeutung des Mühlviertels, einen Aufsatz über die Mundartdichtungen P. Maurus Lindemayrs von Dr. A. Webinger, die Veröffentlichung zweier alter Braunauer Liederbücker von Dr. O. Oberwalder, einen Aufsatz über Braunauer Liederbücher von Dr. W. Kriechbaum.
Weitere Aufsätze sind Schützenscheibensprachen sowie dem Volksglauben und der Sympathieheilkunde im Bezirke Braunau gewidmet. Kunsthistorischen Untersuchungen wurden das Hafnerhandwerk im Landgerichte Wartenburg und die alte Schmiedeeisenkunst unterzogen. Wertvoll sind die im ersten Hefte von Dr. H. Udell veröffentlichten farbigen Max Chezyschen alten Trachtenbilder aus dem Salzkammergute.
Das dritte und vierte Heft, eine Doppelnummer, die vor allem der Landeskunde dient, bringt u. a. Aufsätze über die Dachsteinhöhlen von G. Lahner, über Innviertler Fußwege von Professor R. Sieger und über die alte Ennsschiffahrt von Ing. E. Neweklowsky. Interessant ist auch der Aufsatz über das Wirtschaftsleben der oberösterreichischen Sensenschmiede von Dr. E. Straßmayr.
Freunde der Volkspoesie werden mit Befriedigung die Volksmärlein vom Teufel aus der Laakirchener Gegend von F. Prillinger und die Mühlviertler Nachtwächterrufe von Dr. A. Depiny nachlesen.
R. Holzer.
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