Vor etwa 14 Tagen, lag ich oben auf einem sonnigen Plätzchen des Hafelekar und ging trotz des Geknatters übender Abteilungen der Innsbrucker Garnison recht friedlichen Gedanken und Gefühlen nach. - Aber was war das? Wie eine Wolke zog mir's übers Gemüt: das ist ja ferner Kanonendonner! Ich lauschte gespannt. Zweifellos: ganz ferner Kanonendonner. - Da der Fortpflanzung des Geschützlärmes vom Kriegsschauplatz an der italienischen Grenze hinsichtlich der Leitung durch die festen Gebirge wie durch die Luft in den wie Röhren und Trichter wirkenden Tälern physikalisch nichts widerspricht, wunderte ich mich weiter nicht - doch der innere Friede war dahin.
- Da las ich zu meinem Erstaunen in einer Zeitung - ich weiß nicht mehr genau in welcher - eine recht spöttische Zurückweisung der Ansicht, als könne man den Kanonendonner des Krieges bis auf den Bergen um Innsbruck hören. Sollte ich mich getäuscht haben? Gestern, am 20. ds., besuchte ich den Glungezer und all die Höhen rings um die Quellen des Mühlbaches mit ihrer wohl auf der weiten Erde kaum zu übertreffenden Schönheit der Ausblicke in die Nähe und Weite. Oben lag ich im Sonnenschein, ruhend, friedlich, im reinsten Genuß.
- Da, da ist's wieder ! Unzweifelhaft ferner Kanonendonner, weit von Südosten her. Ich stieg dem Bache folgend, hinunter und kehrte abends in Mühltal ein. Den Kanonendonner hatte ich schon vergessen und rühmte dem Wirte die Herrlichkeit seiner Berge oben. Der Wirt aber bemerkte: "Und dort hören wir auch den Kanonendonner vom Kriege her." - Meine eigene zweifache Wahrnehmung war unbefangen bestätigt. Ich kann nicht daran zweifeln, daß man den Kanonendonner des südlichen Kriegsschauplatzes auf den Bergen um Innsbruck vernimmt.
Dr. Schoembs
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