26.4.2006
25.4.1926
Die allzu abwechslungsreiche Witterung des Aprilmonates bringt es mit sich, daß die Frauenwelt ihre voreilig ans Licht gezogenen hellen Frühlingsgewänder wiederum etwas zurücksetzen mußte und weiterhin bei Kostüm, Komplet und dem wärmeren Stoffkleid ausharrt. Das Kleid zum ''Blankgehen wird vorderhand noch aus festeren, wärmeren Geweben sein, für deren Vorhandensein die diesjährige Mode so verschwenderisch gesorgt hat wie selten.
Von der reichen, oft recht komplizierten Definierung der leichten Seiden- und Waschstoffe, die für die sonnigen Tage vorgesehen sind, ist bei den Trikot-, Kasha-, Rips- und Friskogeweben noch nicht viel zu bemerken. Nur die zarten Pastellfarben geben die frühlingsmäßige Note an, die Musterung ist außerordentlich unauffällig und dezent. In sich gemusterte Stoffe, über und über mit den winzigsten Arabesken und Ornamenten bedeckt, die man erst bei nähester Besichtigung bemerkt, sind die großen Modefavorits, Covercoat, der für die heurige Saison soviel wie totgesagt war, hält sich jedoch immer noch im Modebild; ein Beweis, daß selbst Modeprophezeiungen nicht immer eintreffen.
Das Hauptinteresse gehört den rosenholzfarbenen Schattierungen, von denen es bereits eine unabsehbare Reihe von Abstufungen gibt, dem hellen Heliotrop, Mandelgrün und Chartereuse, letzteres wird besonders in den Sommermonaten viel getragen werden. Das Kleid zum Blankgehen kann in allen diesen Modefarben gewiß von guter Wirkung sein - die Frauen, die aber besonderen Wert auf ruhige, vornehme Kleidung legen, erinnern sich um die Frühlingszeit gerne der Farbe, die speziell in Wien stets von größter Beliebtheit war, nämlich der dunkelblauen.
Ein gut gemachtes, einfaches, dunkelblaues Stoffkleid mit weißem Kragen und ebensolchen Manschetten ist das ideale Kleid für die Uebergangszeit und kann sich in der Wirkung mit jeder Toilette modernsten Genres messen. Das Kleid zum Blankgehen wird meistens dasselbe sein, das späterhin für die kühleren Tage des Sommeraufenthaltes gute Dienste leisten soll. Man kann aus diesem Grunde dieses Kleidungsstück in der Ausführung komfortabler gestalten.
Die Jumperfasson kommt da nicht mehr so in Betracht, man wählt vielmehr zu dem Zweck die neue Tunikaform, wobei das Oberteil glatt bleibt, Ober- oder Unterkleid dagegen in Plisseetechnik gearbeitet erscheint. Sehr vorteilhaft wirken die geraden Kleider, die sich vorne über einem abstechenden Unterkleid öffnen und nur um die Taille durch eine Masche oder Schnalle zusammengehalten sind.
Th. Holzer
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