28.6.2005
28.6.1925
Wenn an der französischen und italienischen Riviera der Frühlingszauber schwindet, strömt die große Schar von Engländerinnen, die dort überwinterten, nordwärts, hauptsächlich nach Paris. Es sind dies zumeist keine Reichen, die nach dem Süden reisen, bloß weil es Mode ist. Die meisten sind Kleinrentnerinnen, die herausgefunden haben, daß ihre Fonds in Frankreich und Italien weit mehr ausgeben als im Heimatlande. Manche ziehen aus ohne irgend ein Idiom außer ihrer Muttersprache zu verstehen. Andere sind so glücklich, wenigstens soviel Französisch oder Italienisch zu können, um sich verständlich zu machen.
Die Mehrzahl sind unverheiratete, verwitwete oder sonst ältliche Frauen, die daheim nichts besonderes zu tun haben. Sie reisen aus zunächst in der Absicht, etwa ein, zwei Monate "abroad" im Auslande zuzubringen. Dann finden sie, daß die Sache ganz leicht geht, sie haben die Furcht vor den ausländischen Sitten überwunden und bleiben in der Fremde. Sie hängen sich an ein Leben ohne Pflichten und mit einer erheblichen Menge von Vergnügen. Sie tauschen in einer Reihe von Pensionen ihre Erfahrungen mit den Tischnachbarn - natürlich auch Engländern - aus, schließen oft neue Freundschaften, die ihnen für ihre endliche Heimkehr neue Beziehungen erhoffen lassen.
Sie wissen alles über die billigen Pensionen und wo man genug warmes Wasser bekommt, wo der Kaffee gut ist, wo er immer kalt ist, wo man um elf Uhr Suppe haben kann, wo man guten Tee mit Toast um 5 Lire bekommt usw. Diese erprobte Reisende, und sie wird es leicht nach einem Winter in verschiedenen Pensionen von Neapel bis Paris, ist kenntlich an der Gummibadewanne, dem Reiseteekocher, den Patiencekarten und, wenn sie kein Spiritusbügeleisen hat, an der Gewohnheit, ihre selbstgewaschenen Handschuhe am Spiegel zu trocknen. So erspart man Extraausgaben, so wird das Leben leichter für Hunderte von Frauen, die sich daheim keine Interessen zu schaffen verstanden.
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