8.2.2006
14.2.1926
In der ersten Februarwoche weilte unser Altbundeskanzler Dr. Seipel in Berlin, wo er mit großen Ehren empfangen wurde. Anläßlich dieses Aufenthaltes äußerte er sich über den Anschluß wie folgt:
"Ich habe das Verbot, das unsere Gegner in den Friedensverträgen gegen den Anschluß ausgesprochen haben, für einen schweren Fehler gehalten. Wir in Deutschland und Oesterreich haben eine ernstere und reifere Auffassung von dem Selbstbestimmungsrecht der Völker als sie. Hätten die Sieger den Anschluß nicht bekämpft, so wäre dieser zweifellos zu begrüßen gewesen.
Nachdem nun aber das Verbot ausgesprochen war, war gar keine andere Politik möglich, als die von mir betriebene, durch die der Völkerbund zur Rettung Oesterreichs herangezogen wurde. Hätte man trotz des Verbotes den Anschluß betrieben, so würden die Nachbarstaaten Oesterreich aufgeteilt haben. Daß dies das größere Uebel gewesen wäre, ist selbstverständlich. Es ist ja bekannt, unter welchen nationalen Beschwerden die Deutschen in den Nachfolgestaaten zu leiden haben.
Oesterreich aber ist durch meine Politik ein deutscher Staat geblieben, der mit dem Reiche nach Möglichkeit zusammenarbeitet. Es gilt, diese sachliche Politik ohne große Worte fortzuführen. Wir müssen erst einmal abwarten, welche Folgen die Locarno-Verträge und der Eintritt Deutschlands in den Völkerbund in der Gestaltung der internationalen Lage nach sich ziehen werden."
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