WIR GRATULIEREN! MENSCHEN SCHREIBEN GESCHICHTE

Es gibt bekanntlich in den Kaffeehäusern und an den Stammtischen der Leute genug, die mit ihrer Strategie unsern Armeeführern weit über sind und mit Ratschlägen, wie die Russen, Italiener, Franzosen und Briten noch viel gründlicher verhauen werden könnten, als das ohnehin geschieht, nicht im mindesten sparsam umgehen.

Wir dürfen uns damit trösten, daß es auch den Feldherren des Altertums nicht an solchen angenehmen Mitbürgern fehlte. Wie es diesbezüglich in Athen stand, insbesondere seit der Schreier Kleon Glück und die Feldherrn von Beruf Pech hatten, schildern uns die griechischen Geschichtsschreiber ausführlich. Später wagten sich die Allesversteher im Hinterland auch an Alexander den Großen heran. Auch Hannibal mußte, als er nach dem Unglück von Zama vor der Rache der Römer nach dem griechischen Orient entwich und am Hofe des Königs Antiochus in Verbannung lebte, sich gelegentlich Ratschläge, wie er es hätte besser machen können, gefallen lassen.

So wagte es der Philosophieprofessor Phormion gelegentlich einer Veranstaltung zu Ehren des großen karthagischen Feldherrn diesem einen weitschweifigen Vortrag mit Stift und Zirkel über die Feldherrnkunst zu halten, wobei er es an Anspielungen, wie der Sieger von Canná da und dort seine Sache besser hätte machen können, nicht fehlen ließ. Als man nachher Hannibal fragte, wie ihm der Vortrag gefallen habe, sagte er, er habe schon viele Schwätzer gehört, aber keinen, der so albern schwatzte wie Phormion.

Seit jener Zeit nannte man Leute, die gerne über Dinge redeten, von denen sie nichts verstanden, "Phormionen". Es scheint, daß diese Menschenklasse noch lange nicht im Aussterben gegriffen ist ...