2.8.2005
28.7.1912
Ein ganz erbitterter Kampf gegen den Humpelrock hat in den Vereinigten Staaten begonnen. Im ganzen Lande wird seit Wochen gegen dieses Kleidungsstück, das der guten Sitte ins Gesicht schlägt, gewettert. Aber solche Formen, wie der Kampf sie jetzt angenommen hat oder voraussichtlich noch annehmen wird, sind doch noch nicht dagewesen.
Der "Bund gegen den Humpelrock" hat sein Hautquartier in Chicago; von dort aus überschwemmt er das ganze Land mit Flugschriften, Riesenplakaten, Wanderrednern usw.usw. Und sollte alles dies noch keinen Erfolg haben, so will sich der Bund unmittelbar an den Senat wenden, und einflußreiche Senatoren haben sich schon bereit erklärt, ein Gesetz einzubringen, das das Tragen des Humpelrockes verbietet. Ueberhaupt will der Bund alle Extravaganzen und Abnormitäten, die von der bösen alten Welt in die unschuldige neue herübergebracht worden sind, endgültig beseitigen.
Der Kampf gegen eine Kleidermode ist keineswegs ohne Präzedenzfall in Amerika; herrschte doch vor einigen Jahren ein erbitterter Haß gegen jene Damen, die wirklich und wahrhaftig "durchbrochene Kleider" trugen. Aber dieser Streit verlief damals allmählich im Sande, da die Vernünftigen unter den Gegnerinnen der durchbrochenen Kleider sich keineswegs verhehlen konnten, daß angesichts der ungeheuren Hitze ein solches Kleidungsstück sozusagen eine Notwendigkeit war. Doch jetzt gibt es keine derartigen Ausreden! Uebrigens soll die Seele des Bundes, wie böse Zungen behaupten, nur deshalb Gegnerin des Humpelrockes sein, weil sie infolge einer angeborenen unglücklichen Form ihrer unteren Extremitäten ihn nicht tragen kann.
[Kommentar zum "Humpelrock" aus www.modelexikon.de: ...Ein "kleiner Rückfall" war der sogenannte "Humpelrock", der unten so eng gerafft wurde, daß sie der Trägerin nur kleine Schritte erlaubten.]
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