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HISTORISCHER ZEITUNGSARTIKEL:
Pester Lloyd

1.1.1911

Historisches Logo der Zeitung »Pester Lloyd«

Die Körperpflege der Frau.

Eine der eifrigsten Vertreterinnen der Reform des Frauenlebens Else Wirminghaus hat einen stattlichen Band "Die Frau und die Kultur des Körpers" herausgegeben, in dem sie sehr übersichtlich, und zwar kampfbereit, aber doch nicht maßlos radikal alle die Einzelfragen behandelt, aus denen sich die Hauptfrage einer solchen Kultur der gesamten Körperpflege in ästhetischer und gesundheitlicher Richtung zusammensetzt.

Frau Wirminghaus gibt zunächst eine Skizze der geschichtlichen Entwicklung der weiblichen Körperkultur und betont dann mit Recht, welche ungeheure Bedeutung für das Volkswohl, für die Entwicklung der Rasse die volle Gesundheit des Frauenkörpers bedeutet. Sehr ausführlich geht die Verfasserin dann auf die Geschichte des Reformkleides und auf die alte Frage der Korsettlosigkeit ein und deutet auch offen, wiewohl etwas leise, daß die Gegnerschaft gegen die Reformkleidung durch mancherlei Fehler ihrer Anhängerinnen begünstigt worden ist.

Diese Fehler waren unserer Ansicht nach so groß, daß der Widerstand gegen die Neuerung nur zu erklärlich ist. Sie bewegten sich in zwei Richtungen. Auf der einen Seite gab es die Damen, die unter Verzicht auf alle ästhetische Wirkung und alle Anmut der Erscheinung in der Art ihrer Reformkleider eben einfach das Bild mannweiblicher, äußerer Vernachlässigung in geschmacklos demonstrativer Weise boten. Sie prahlten mit einer Zweckmäßigkeit, die unästhetisch war. Auf der anderen Seite machte sich ein gewisser Kreis künstlerisch angehauchter junger Damen über diese Reformprinzipien her und fand darin allerlei Möglichkeiten zu auffälligen, mit Genialität kokettierenden Maskeraden.

Schon auf 200 Meter erkannte man ein solches, oft urkomisch aufgetakeltes Kunstweibchen, das wenigstens äußerlich Zugehörigkeit zur Kunst dokumentieren zu zollen glaubte. Man konnte aber auf der Brüsseler Ausstellung prachtvolle Gewänder aus Pariser und Brüsseler Ateliers sehen, die eine große Verwandtschaft mit dem Reformkleid hatten. Das wichtigste in dem Buch der Verfasserin ist für uns aber wohl in ihrer Anschauung der Körperkultur engsten Sinnes, namentlich in bezug auf das Schulwesen und dessen Beteiligung an der nationalen Aufgabe gelegen.

Was den Sport angeht, so verhält sie sich wie die meisten Leute, denen es wirklich ernst ist um die Körperkleidung, sehr vorsichtig. Unter anderem weist sie darauf hin, daß zum Beispiel gerade der so überaus verbreitete Sport des Tennisspiels für die Entwicklung einer guten Körperhaltung durchaus nicht nützlich sei. Vorzüglich und leider richtig sind ihre Bemerkungen über den Mangel körperlicher Behendigkeit, guter Haltung und edler, freier Bewegung bei den meisten Frauen und Mädchen.

Es ist eine bedauerliche Wahrheit, daß manche sehr schöne Frauengestalten den günstigen Eindruck ihrer Erscheinung verwischen, wenn sie gehen, wenn sie gar eine Treppe hinaufzugehen haben und besonders richtig ist es, daß das Einsteigen einer Dame in einen Straßenbahnwagen oft ein schauervoll komisches Bild ergibt. Auch die Anweisungen, die sie gibt, stehen auf einer ausgezeichnet rationellen Grundlage des Gedankens einer Einheit von Gesundheit und Schönheit in dem Sinne, daß das Gesunde, das dem Körperbau logisch Entsprechende auch immer das einzig Schöne sei, und die Einzelheiten, in denen sie mit großer Sachkunde die Körperbewegungen analysiert und auf das richtige hinweist, dürften von großem Nutzen sein, zumal für die Mütter, die kleine Mädchen zu erziehen haben.

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Historischer Zeitungsartikel: Pester Lloyd, 1.1.1911
Historische Werbung: »Pester Lloyd«, 1.1.1911

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